Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

's Schlaraffenland oder die 
Anzufriedenheil. 
Traumvision von einem Holzknecht in Gosau, gedichtet von 
mühte in Hallstätter Mundart. 
Roth in Gosau- 
Hani amal, laßt's enk vazöhln, 
Furt in ö' Welt vorroasen wölln: 
Denn dahoam, i öerfs scho sagn, 
Is mit wein Weib koan Vertragn. 
Nix als wia Verdruß und Streiten, 
San fürn Mann wohl schlechte Zeiten. 
Manns im Haus koan Fried tut göbn, 
Das is wohl das schlechtest Löbn. 
Guat, so bin i halt davon 
Und nimm halt ön Wald glei an. 
Schlechter wirds nöt, is oan Ding, 
Wann i wo da wöll hin kimm. 
So geh i fürt hält durchn Wald, 
Kenn mi nimmer aus scho bald: 
Ueber Stock und über Stoan, 
Durchs G'strüpp und übern Ploan. 
So bin i langmächtig ganga, 
Tat mi halt ums Rasten blanga. 
Sitz ins Gras so hinter an Bam 
Und da kimwt ma halt a Tram 
Von öansegn Schlaraffenland, 
Wo's halt ö' Leut so guate harn, 
Und sinnier lang fort im Tram, 
Denk ma, wann i just dahin kam. 
Sapperalott war das a Löbn, 
Schoners möchts öo gar nöt göbn, 
Seufz' i laut und gwiß is 's wahr, 
Steht vor meiner a kloans Manöerl gar. 
's Manöerl is nöt größer als wia a 
großer Schwamm, 
Dafür is sein Bart woatzt wia er so lang. 
Und ganz schneeweiß voller Falten im 
G'sicht, 
Er streckt sich und winkt ma ganz freund¬ 
lich und spricht: 
„Menschenkind, i Han dein Seufzen g'hört, 
I siag's, daß dich was druckt, beschwert, 
Menschliche Leiden sän mir all bekannt, 
Sogar die Beschwerden im Haus- und 
Eh'stanö. 
I les' dirs vom G'sicht", hat der Zwerg 
weiter g'sagt, 
„Daß di das häusliche Unglück recht plagt. 
Zank und Verdruß mit 'n Weib hast du 
schon, 
I les' in deiner Seel, i kenn' dir's ja an." 
Und wia er das Wort mir nachdem sagt, 
Erzähl' ich's akrat alls, was mi halt plagt. 
Sag' auf z'lötzt, wann i just statt zu mein 
Weib 
Ins Schlaraffenland kam, das war mei' 
Freud'. 
Das Zwergerl, das sinnt, a Weil' sagt 
er nix, 
Aft fangt er an: „Wannst mir's heilig 
versprichst, 
Daß d' nach an Weib nia Sehnsucht tust 
Mag'n, 
Kann i di schon ins Schlaraffenland 
führ'n." 
Wia er das sagt, bin i glei beinand 
Und roach zum Verspröcha eahm hin glei 
mein' Hand. 
„Jatzt kimm", sagt er drauf „und ge' na 
mit mir, 
I führ' di ins Schlaraffenland hin zu 
der Tür." 
Jatzt is mir das Manöerl unter d'Füaß 
einig'fahr'n 
Und dahin ganga is 's, i kann 's gar nöt 
sag'n, 
I Han gar nix g'seh'n, ös war wia im 
. Schlaf, 
Wia ma gstanöen schon sän, wir i erst wach. 
Wir sän iatzn da ön an wunderschön Tal, 
Von die Felsen eingschlossen ganz überall, 
Und iatzt tut mir das Zwergerl ganz lang¬ 
sam sag'n: 
„Dein Weg ins Schlaraffenland mußt dir 
selbst grab'n." 
I bin ganz verlög'n, und 's Manöerl hat's 
kennt, 
Da gibt er mir g'schwind a grotz's Messer 
in d' Händ, 
Zoagt hi auf die Felsen, sagt: „Pack ge¬ 
trost an!" 
Und fort is er g'wösen, verschwunden, 
davon. 
Jatzt steh i da, aber aufrichtig zag, 
Was macha, was toan, das is iatzt a Frag. 
Voll Hunger, voll Durst wia i schon bin, 
Stoß vor Zorn mei' groß' Messer auf d' 
Felsenwand hin. 
's Messer geht ein, ös is gar nöt fest, 
Schau, sag i zu wir selber, das is no das 
Best. 
Iatzt harr i halt g'schnitten, wie nur grad 
was, 
Teuxel no amal, was is denn das? 
Was is denn das, das riecht aba fein? 
Wans koan Butter nöt is, tuats Schwei¬ 
zerkäs sein? 
I kost gschwind an Brocken, der Hunger 
hat triebn. 
Und richtig a Kas is's, bin t aber z'friedn.
	        
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