Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

Wissenschaften sehr gründlich und in 
durchaus zustimmender Weise mit eini- 
gen Berichten über wahrgenommene 
Seeschlangen beschäftigt Haben. 
Leider ist es noch nie gelungen, 
eines solchen Meergeschöpfes habhaft 
zu werden. Diese Tiere müssen sehr 
scheu sein, und man hat noch keinen 
Leichnam davon untersuchen, ja selbst 
noch keines der Tiere aus die photo- 
graphische Platte bannen können. 
Manche von diesen Erzählungen sind 
entschieden phantastisch entstellt, aber> 
ein großer Teil weist doch hinreichend I 
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griffen worden wäre. Die Erzähluu- 
gen der norwegischen Küstenbevölke- 
rung, daß die Seeschlangen nachts ans 
Land kommen und Haustiere rauben, 
beruhen wohl auf reiner Phantasie. 
So weit sich bis jetzt übersehen läßt, 
kommen die „Seeschlangen" in allen 
Meeren der Erde vor. Man hat sie in 
den Tropen mehrfach angetroffen, und 
der Grönland-Missionär Hans Egede 
traf sie 1734 im Eismeer an der grön- 
ländischen Küste. Am häufigsten schei- 
nen sie aber in den gemäßigten Zonen 
vorzukommen, besonders im Bereich 
Seeschlange von Gesner, 1560. 
genügende Übereinstimmung auf, daß 
man sich ein klares Bild zu machen ver- 
mag, und daß Oudemaus sogar schon 
eine wissenschaftliche Rekonstruktion 
des Tieres versuchen konnte, dem er 
einen wissenschaftlichen Namen gab. 
Einzelne von diesen Abbildungen älte- 
rer Zeit zeigen unsere Illustrationen. 
Unter ihnen dürfte die jüngste, Re- 
nardsche, von 1881 noch am phanta- 
stifchsten sein. Der Kopf hat auf ande- 
ren glaubhafteren Darstellungen über- 
einstimmend mehr Robbengestalt und 
ein entschieden gutmütiges, friedferti- 
ges Aussehen, und es ist auch noch kein 
Fall bekannt, daß je ein Mensch ange- 
des Golfstromes an der norwegischen 
und irischen Küste. In der Ostsee ist 
seit vielen Jahrzehnten keine mehr ge- 
sehen worden, auch aus dem abgeschie- 
denen Mittelmeer ist nur eine Beob- 
achtung von 1877 bekannt, aber der 
Atlantische Ozean weist in nahezu allen 
seinen Teilen Stellen ans, wo man die 
Tiere gelegentlich gesehen hat. Die 
jüngsten Beobachtungen wurden am 
7. Dezember 1905 von zwei angesehe¬ 
nen englischen Zoologen an der brasi- 
lianischen Küste bei Para und am 
24. Mai 1907 vom britischen Dampfer 
„Tampania" nahe der irischen Küste 
gemacht. 
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