Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

Eine wirksame Kur. 
Geschichte von Reimmichl. 
Wenn der Runkel-Hias von Schluk- 
kau keinen „Geist" innehatte, war er 
der lanmpelsrommste Mann im Tale. 
Er vermochte keinem Hühnlein eine 
Feder auszurupfen, keinem Menschen 
ein unebenes Wort zu geben oder ein 
schiefes Gesicht zu zeigen. Sein Weib, 
die Gretl, trug er förmlich auf den 
Händen, jeden Wunsch las er ihr von 
den Augen, in seiner Sprache kannte 
er gegen sie nur Freundlichkeit. Wenn 
Löffel und Schüsseln hinter ihr her, 
pulverte wie ein Spuckteufel und wenn 
die arme Gretl ihm nicht alles auf den 
Wink recht machte, trommelte er sogar 
auf ihrem Rücken. Bei der Haustür 
mußte sie ihn schon erwarten, so oft er 
spät in der Nacht heimkam, mußte ihm 
mit einer Kerze freundlich in die Kam- 
mer leuchten, ihm die Stiefel auszie- 
heu und ihn bedienen wie einen Fürst. 
Ließ sie sich das geringste Versehen zu- 
»iplllp« 
ta 
Inneres der Kirche in Schöndorf. 
der Hias aber durch irgend eine Art 
von Spiritus, sei es durch roten, gel- 
ben oder lichten, sich zu stark begeistert 
hatte, war er der unfeinste Hecht im 
Landkreis. Dann rumorte und kollerte 
er wie eine Lärmkanone, schimpfte auf 
Freund und Feind, zerstampfte die Bö- 
den und verhämmerte die Tische, — 
Menschen und Vieh waren dann vor 
ihm nicht sicher. Am unglimpflichsten 
behandelte er in diesem Znstande sein 
Weib. Ganze Schimpflitaneien wet- 
terte er auf ihr Haupt, schmiß Teller, 
schulden kommen, schlug das Wetter 
sofort ein. 
Nun brachte der Hias in jüngster 
Zeit immer häufiger feine Begeiste- 
rung vom. Peinteuwirt herauf und ber 
nächtliche Spuk wiederholte sich oft 
drei- bis viermal in der Woche. Der 
armen Gretl ging es bitterschlecht? sie 
blieb jedoch sanft und still, klagte auch 
mit keinem Wort. Um so ungehaltener 
waren die Dienstboten über den rapp- 
ligen Dampfhannes und Toul, der alte 
Großknecht, beschloß, dem Spiel ein
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.