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drei amtliche Herren, der Staats-
anwalt, ein Justizrat, ein Gerichtsvoll-
zieher, in Begleitung des Gefängnis-
geistlichen die Zelle Rouqueaus, so
hieß der Meuchelmörder, und weckten
ihn auf.
„Rouqueau, ihr müßt all eueru
Mut zusammennehmen . . . Die
Stunde der Vollstreckung ist ange-
brochen!" . . .
Der Priester war schon Tags zuvor
bei dem Verurteilten lauge geblieben
und hatte ihm Trost zugesprochen.
hatte, eine letzte hl. Messe. Zum Schluß
derselben empfing Rouqueau die heil.
Kommunion. Und als, inmitten der
allgemeinen Verehrung, er feine letz-
ten Pflichten erfüllt hatte, — es war
für ihn ein großes Glück! ... — als-
dann trank er ein wenig Rum und
rauchte eine Zigarette. Hierauf beglei-
tete der Geistliche den zum Tode Ber-
urteilten zur Richtstätte... Da der
Anblick des Fallbeiles den Unglück-
lichen erschrocken hätte, so schritt ihm
der Priester voran, um ihn indessen zu
î ?
Josef hsyîln
genialer Komponist
geb. am I. April 1732 zu Rohrau (N.-Oest.), gest. am 31. Mai 1809 zu Wien.
Man half ihm aufstehen und sich
ankleiden? man fragte ihn mit Inter-
effe, was er noch wünschen könnte . . .
Und weil trotz alledem das Heran-
nahen des Jenseits einen traurigen,
tiefen, heilsamen Eindruck auf ihn
machte, wies er die Segnungen und
Gnaden der hl. Religion nicht zurück.
Nochmals eilte der Gefängnisgeist-
liche herbei. Für Rouqueau ganz allein
wurde eine Kapelle vorbereitet. Für
ihn ganz allein zelebrierte der Prie-
ster, der schon seine Beichte gehört
ermahnen, zu ermutigen, zu unter-
stützen, und zumal um zwischen ihm
und der Guillotine das stärkende Bild
des göttlichen Gekreuzigten zu stellen.
Und in diesem verhängnisvollen, ent-
scheidenden Augenblick umarmten sich
diese beiden Männer mit Zärtlichkeit,
mit Liebe, auf der Schwelle der Ewig-
keit.
Kreidebleich erscheint Rouqueau,
die Hände gefaltet. Er harrt wohl-
vorbereitet im Beisein des Priesters
auf die Vollstreckungsstunde.