Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

melskönigin einladet. Der Bergabhang 
ist mit duftigen Tannen bepflanzt, aus 
welchem, in Steine gehauen, die vier- 
zehn Kreuzwegstationen hervorragen. 
An allen Märienfesten ziehen Pro- 
Zessionen den Berg hinan unter Vor- 
antragung des Pfgrrkreuzes mit Fah- 
neu und Musik unter Absingung des 
Rosenkranzes und der Lauretanischen 
Litanei, wo dann die prophetischen 
Worte in Erfüllung gehen: „Siehe, von 
nun an werden mich selig preisen alle 
Geschlechter der Erde." 
Den Angelpunkt des katholischen 
Glaubensbekenntnisses bildet die Lehre 
von dem menschgewordenen Erlöser. 
Der heidnische Buddhismus hat etwas 
ähnliches. Es ist ein Echo des Sehnens 
aller Völker nach dem im Paradiese 
verheißenen Messias. Die chinesische 
Sage erzählt folgendes: Es war um 
das Jahr 500 der christlichen Zeitrech- 
nung, als der chinesische Kaiser Juuglu 
im Traum einen Fürsten sah, der als 
Jäger verkleidet aus der Gegend von 
Südwesten auf den Kaiserpalast zukam. 
Auf Befragen erklärten die Traum- 
deuter, dieser königliche Jäger bedeute 
ben Erlöser, von dessen Ankunft alle 
Kölker der Erde wüßten. „Er will kom- 
men, das Reich zu schützen. Darum, 
H Kaiser, sende Männer nach dem We- 
sten, welche den Erlöser hierhin ein- 
laden." Diesem Rate folgte der Kaiser. 
Seine Gesandten fanden in Indien den 
Fürstensohn Buddha, entsprossen aus 
jungfräulichem Blute, der in Einsam- 
keit aufwuchs, die Reichtümer verach- 
tete und dessen sagenhafte Lebensge- 
schichte in vielen Punkten dem Leben 
des Gottmenschen Jesus Christus nach- 
gebildet ist. Die Gesandten brachten 
nun den Leib des bereits gestorbenen 
Buddha nach China, und seine Ver- 
ehrnng erwirkte eine Auffrischung und 
förmliche Neubelebung des im Kon- 
fuzianismns erstarrten Heidentums. 
Diese Buddhalegeude ist die leere 
Form? der geschichtliche Gottmensch 
kann allein diese Leere ausfüllen. Die 
Aufgabe des christlichen Glaubens- 
boten besteht nun darin, den sagenhas- 
ten Nymbus von dem Bilde des 
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Buddha hinwegzuziehen und gestützt 
aus die Zeugnisse der Propheten, auf 
die Lehren und Wunder Christi und 
ans der weltgeschichtlichen Tatsache der 
katholischen Kirche, zu beweisen, daß 
der von allen Völkern erwartete 
Messias kein anderer ist, als der Gott- 
mensch Jesus Christus, der Stifter Un- 
serer heiligen Religion. 
Während aber Buddha nur ein Zerr- 
bild des wahren Messias darstellt, deckt 
sich die Lehre von den letzten Dingen 
des Menschen, nämlich von Tod, Ge- 
richt, Himmel und Hölle, Unsterblich- 
yosef Zgunegger 
Reichsratsabgeordneter für den Städtebezirk Wels- 
Gmunden-Jschl, Ebensee, Vöcklabrnck, Schwanenstadt, 
Eferding, Grieskirchen. 
keit der Seele und Reinigungsort fast 
vollkommen mit den entsprechenden 
Lehren des katholischen Katechismus. 
Wir' finden diese Lehren häufig er- 
wähnt in den Dekreten des Kaisers 
oder höherer Mandarine an das Volk, 
ferner plastisch dargestellt in zahllosen 
über das Land zerstreuten Pagoden. 
Allerdings ist das Fortleben der Seele 
nach dem Tode entstellt durch die phan- 
tastische Irrlehre von der Seelenwan- 
dernng, wie der Buddhismus die Ewig- 
keit der Höllenstrafen auch leugnet. 
Aber auch hier kann es, wie die Erfah- 
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