Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

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Aus der Kaserne. 
Feldwebel: „Was würden Sie tun, 
Meier, wenn Ihnen der Herr Leutnant 
unschuldigerweise eine Ohrfeige versetzen 
würde?" 
Meier: „Nichts." 
Feldwebel: „Warum?" 
Meier: „Weil ich im Herbst nach 
Hause gehen möchte." 
Ein starker Wille. Frau Schulze: „Mein 
Mann hat das Trinken jetzt ganz etnge- 
stellt." — Frau Müller: „Dazu gehört aber 
ein sehr starker Wille." — Frau Schulze: 
„O, den Hab' ich!" 
Scherzfrage. Wer ist wohl glücklicher, 
ein Mann, der sechs Millionen hat, oder 
einer, der sechs Töchter hat? — Der Mann 
mit den Töchtern. Denn der Millionär 
will immer mehr, der andere aber hat auf 
Lebenszeit genug! 
Abkühlung. „Denken Sie, neulich habe 
ich sogar beim Mondschein einen Hasen 
geschossen!" — „Ach, gehen Sie. Herr Ak- 
tuarius — so spät hat ja kein Wildbret- 
Händler mehr auf!" 
Nedeblnten. 
Von einem ehemaligen Parlaments- 
berichterstatter des österreichischen Abge- 
ordnetenhauses ist eine Sammlung von 
Redeblüten erschienen, denen es zu danken 
war, wenn die Eintönigkeit langwieriger 
Reden durch heitere Augenblicke nnterbro- 
chen wurde. Wir lassen hier einige Stich- 
proben aus der Sammlung folgen: 
Das ist ein Kuckucksei, das der 
zweischwänzige böhmische Löwe hinterrücks 
ins deutsche Nest gelegt hat. — Wenn das 
so weiter geht, wird der Landmann mit 
dem Hungertuch durch das Land wan- 
dern und der kleine Gewerbetreibende am 
Bettelstabe nagen. — Ich möchte das Bud- 
get mit einem Buch vergleichen, aus dem 
der mühsam erworbene Schweiß des Vol- 
kes rieselt. — Dieser Antrag ist wie eine 
Seifenblase, die, wenn man ihr auf 
den Zahn fühlt, wie Schnee in der 
Sonne schmilzt. — Schon in der letzten 
Session habe ich dem Herrn Kriegsmini'ster 
daswarmeNachtmahl der Solda- 
ten ans Herz gelegt, aber ohne Erfolg. — 
Ein wichtiger Zweig der Landwirtschaft ist 
die Aufzucht des Viehs, dem auch 
ich die Ehre zuzugehören habe. — 
Ich freue mich, daß der Herr Minister für 
Kultus und Unterricht unter Umständen 
auch einen starken Ton von sich geben 
kann. — Da ich schon alles gesagt habe, was 
ich sagen wollte, ziehe ich freiwillig alles 
zurück, was ich vielleicht noch sagen wollte. 
— Wir müssen unser Hauptaugenmerk dar- 
auf richten, die Kassenbestände sruchtbrin- 
gend zu vergeuden. — Dieses Vor¬ 
gehen erinnert mich an das Bild einer 
Schlange, die sich selbst auffrißt, 
so daß nur ihr Schwanz übrig bleibt. — 
Auch ich war einst ein Lehrjunge, der von 
seinem Lehrmeister und den Gesellen bis 
zur totalen Ver b l ö d u n g geschlagen 
wurde. — Der jetzige Kultus- und Unter- 
richtsminister ist ein Mann, dessen linke 
Hand nie weiß, weiß die rechtesagt. —- 
Auf dem Lande nehmen die Steuerinspek- 
toren den Bauern das letzte zerrissene 
Hemd aus dem Mund. — Zentner- 
schwer lastet auf unserer Presse das 
Augedes Gesetzes. — Der Herr Vor- 
redner möge sich gewissenhaft bei seiner 
Nase nehmen, dann wird er erkennen, 
wo seine Achillesferse sitzt. — Das 
Geld ist flöten gegangen, die Millionen 
sind verschwunden; dann haben wir 
Schulden gemacht, und sie sind auch ver- 
schwunden. — Kein Loch ist zu groß, durch 
das das goldene Kalb nicht lächelnd 
hindurchkriechen könnte. — Ich erinnere 
mich noch sehr genau daran, daß zur Zeit 
der Geburt meines Vaters die 
Verhältnisse in dieser Hinsicht ganz anders 
waren. — Was nützt das Fletschen 
der Zähne, wenn man sie v e r l o re n 
hat. — Das Gesetz begünstigt auch hier 
wieder die Großgrundbesitzer, denn 
diese sind es, die am meisten an der 
Maul- und Klauenseuche leiden. 
— In manchen Bezirken hat unsere Par- 
tei noch wenig Boden gefunden. So z. B. 
steht in der Jofefstadt niemand hin- 
termirals — ich. — Meine Herren, 
die Sache ist nicht so einfach. Es gibt un- 
ter den Kommissionsmitgliedern Leute, die 
nicht einmal mit Druckerschwärze 
rein zu waschen sind.
	        
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