Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

die zum Belege dieser Sage angeführ- 
ten Mauerreste am Kirchbühel und um 
Bergern keineswegs hinreichend sind, 
so möchte doch die Geschichte des zehnten 
Jahrhunderts hier einiges Licht ver- 
breiten. Bekanntlich besiegte der bay- 
rische Herzog Berthold im Jahre 943 
die unser Vaterland so oft und lange 
verheerenden Ungarn in einer blnti- 
gen Schlacht so sehr, daß sie durch zehn 
Jahre keinen weiteren Einfall in das- 
selbe wagten. Der fast gleichzeitige und 
sehr glaubwürdige Geschichtschreiber 
„Wittechind" sagt, daß sich dieser Kampf 
an den beiden Ufern der Traun abge- 
spielt habe. Bernhard, der Noriker, 
aber bezeichnet den blutigen Schau- 
platz noch näher und nennt die Gegend 
zwischen Wels und Borchdors und setzt 
noch die merkwürdigen Worte bei: 
„Was bis jetzt anzeigen die Hügel, die 
dort sichtbar sind, und die Ueberliese- 
rung der Alten." Wenn also jene Tra- 
dition ihren Grund hat, so ist es gewiß, 
daß die Zerstörung jenes älteren Ortes 
in diese Periode fällt. Noch ehe die 
Pfarre an das Stift kam, mußte 
Kremsmünster in dieser Gegend schon 
mehrere Besitzungen gehabt haben. 
Denn laut der Restitutionsurkunde 
Arnolds, des Grafen von Wels und 
Lambach wurde dem Kloster im Jahre 
992 nebst vielen anderen Gütern auch 
ein Wald am Wege von Tnrdinä 
(Teuerwang) nach Hibersliph von dem- 
selben wieder zurückgestellt. Vom 
Jahre 1196 an aber blieb diese Pfarre 
beständig beim Stifte. Abt Ortlof er- 
langte vom Papste Innozenz IV. im 
Jahre 1248 einen Bestätigungsbrief 
über alle dem Kloster zuständigen 
Pfarreien, unter denen auch Borchdors 
genannt wird. 
Während des 16. Jahrhunderts 
hatte sich, wie im ganzen Lande, so auch 
hier die Reformation stark verbreitet 
und besonders an den adeligen Herren 
Fernberger zu Eggenberg und Seggern 
zu Mössenbach eifrige Förderer gefnn- 
den. In den hiesigen Sterbebüchern 
findet sich daher öfters eine Anzeige 
von Verstorbenen, welche ihrer An- 
hänglichkeit an Luthers Lehre wegen 
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von dem kirchlichen Begräbnisse ansge- 
schlössen und deshalb in ihrem Haus- 
gründe beerdigt wurden. Auch hatte in 
nächster Nähe des Schlosses Eggenberg 
auf dem sogenannten Viechtberge ein 
Lutherischer Prediger seinen Sitz. Noch 
heute erinnert daran ein dort bestehen- 
des Haus, das den Namen Prädikan- 
tengütl trägt. Der letzte Prediger da- 
selbst hieß Pankraz Kögel und starb 
nach Ausweis des Sterbebuches am 
20. Jänner 1625. Obschon aber in diesen 
stürmischen Zeiten die hiesigen Seelsor- 
gen mannigfaltige Anfeindungen er- 
litten, so erhielten sie doch immer den 
größten Teil ihrer Herde beim alten 
Glauben, und die Kirche blieb in dem 
Besitze ihrer Güter, während die Luthe- 
rischen Herren von Eggenberg das dor- 
tige Benefizium gänzlich einzogen und 
die dazu gestifteten Realitäten zu welt- 
lichen Zwecken verwendeten. Diese ka- 
men erst wieder im Jahre 1625 zurück, 
in welchem der tätige und viel vermö- 
gende Abt Anton Wolsradt, kaiserl. 
Kammerpräsident und nachmaliger 
Fürstbischof zu Wien, dieselben vom 
Kaiser Ferdinand II. samt allen Rech- 
ten wieder erlangte, welche dem Stifte 
schon früher darüber zustanden. Abt 
Ehrenbert II. aber verband dieses Be- 
nesizinm um das Jahr 168V mit hiesiger 
Pfarre. Bon den zur Pfarre Borchdors 
gehörigen Schlössern und Edelsitzen be- 
merken wir nach Hohenecks und Wiß- 
grills Genealogie in Kürze nur noch 
folgendes: 
Hochhaus und Mössenbach, 
zwei Schlösser, wovon ersteres ein an- 
sehnliches, nach alter Art verziertes 
Gebäude, im Pfarrdorfe selbst dem 
Pfarrhof gegenüber gelegen, letzteres 
aber eine Viertelstunde südwestlich ent- 
sernt und derzeit gänzlich abgebrochen, 
gehörten von jeher zu einer Herrschaft 
und haben das altbayrische edle Ge- 
schlecht der Mössenbäcker zu ihren Be- 
gründern. Von diesen haben wir schon 
am Ende des 12. Jahrhunderts Kunde 
und im Jahre 1295 war Wernhard von 
Mössenbach Obersthofmeister des Her- 
zogs Albert von Oesterreich. Als dieses 
Geschlecht um das Jahr 1450 erlosch, 
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