Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

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eine schöne Kanzel und eine neue Or- 
gel. Der schöne Pfarrhof ist mit der 
Kirche durch einen gedeckten Gang ver- 
bunöen. 
Einer alten Sage zufolge soll der 
frühere Aufenthalt der hiesigen Seel- 
sorger in der Entfernung von einer 
halben Stunde von hier zwischen bei- 
den Kirchen von Vorchdorf und Kirch- 
ham, in der Ortschaft Falkenohren^j 
gewesen sein und erst nach der Tren- 
nnng der beiden Kirchen in eigene 
Pfarrdistrikte hieher versetzt worden 
sein. Der erste Pfarrer aus dem Stifte 
Kremsmünster, P. Weuzeslaus Siegeu- 
hofer, erbaute um das Jahr 1670 den 
gegenwärtigen Psarrhos fast vom 
Grunde auf, welchen die nachfolgenden 
Pfarrherren mannigfaltig erweiter- 
ten und verschönerten, der Pfarrer 
Augustin Standacher aber fast gänzlich 
erneuerte. — Die schon alte Psarr- 
schule, welche derzeit von zirka 360 
Kindern täglich besucht wird, wurde im 
Jahre 1666 vom Abte Plaeidus mit der 
Wohnung des Schullehrers neu erbaut, 
vom Abte Ehrenbert III. aber im 
Jahre 1783 bedeutend erweitert. Eben 
genannter Abt erbaute auch im Jahre 
1784 zum Besten der zu weit entlege- 
nen Pfarrhäuser noch eine besondere 
Beischule im Orte Pamet oder Baumed, 
welche jetzt zirka 120 Kinder zählt. Als 
Filiale der hiesigen Pfarrkirche besteht 
heute nur noch die dreiviertel Stunden 
südöstlich gelegene Kirche des hl. Apo- 
stels Bartholomäus zu Einsiedling, 
von deren Erbauung nichts weiter be- 
kannt ist, als daß sie schon im 13. Jahr- 
hundert bestanden habe. Bis zum 
Ende des Jahrhunderts bestand in dem, 
eine Viertelstunde von hier noch mehr 
gegen Süden gelegenen, in seinen 
Antzenwerken verändertem Schlosse Eg¬ 
genberg, eine den hl. Aposteln Petrus 
und Paulus geweihte Schloßkapelle, 
welche aber im Jahre 1783 gesperrt, 
und zum profanen Gebrauche verwen- 
*) „Falkenohren" stammt ab von Fal- 
conarius, „Falkner", da hier der Jäger 
wohnte, der bei den alten Herrschaftsjag- 
den die zur Jagd gehörigen Falken über 
sich hatte. 
det wurde. Der Begründer derselben 
war ein edler Ritter, Stephan von 
Eggenberg, welcher mit Bestimmung 
seines Lehensherrn, des Abtes Fried- 
rich II., zu Kremsmünster im Jahre 
1342 nicht nur die Kapelle erbaute, sou- 
deru auch für seine, seines Vaters 
Ottokar und seiner ganzen Familie 
Seelenruhe bei dieser einen ewigen 
Jahrtag stiftete. Sein Sohn, Hans 
Eggenberger, erweiterte diese Stiftung 
mit einer hl. Messe und begründete mit 
Einwilligung des Abtes Martin II. im 
Jahre 1385 hier auch ein eigenes Bene- 
fizium, worüber er das Recht des 
Patronats und des Schutzes dem Stifte 
Kremsmünster auf beständige Zeiten 
übertrug. Die Einweihung der ersteren 
Filialkirche ward vorhin jährlich am 
fünften Sonntage nach Ostern, die der 
letzteren am Festtage der hl. Apostel 
Peter und Paul gefeiert. 
Der Friedhof bestand früher zu- 
nächst an der Kirche, wurde aber später 
von dieser entfernt und auf einem 
nahen Felde errichtet. In diesem sind 
keine besonders merkwürdigen Grab- 
stätten zu nennen? wohl aber ruhen in 
der Kirche selbst mehrere edle Herren 
von Eggenberg, Fernberger, eine Grä- 
sin von Kunssteiu, die Gemahlin Preis- 
gotts, des Grafen von Knnfftem und 
eine geborene Gräfin von Kienburg. 
Von kirchlichen Altertümern oder 
besonderen Stiftungen ist hier nichts 
vorhanden. Die ältesten Stiftsbriefe 
gehen nur bis zum Anfange des fünf- 
zehnten Jahrhunderts zurück. Die vor- 
züglichfteu Wohltäter waren nebst den 
bemeldeten Herren von Eggenberg zu 
allen Zeiten die Aebte des Stiftes 
Kremsmünster. 
Ueber die früheren Schicksalsschläge 
des Ortes und der Kirche zu Vorchdors 
können wir nur noch folgendes in 
Kürze anführen: Laut einer alten Tra- 
dition soll vor vielen Jahrhunderten 
hier nebst der schon angeführten Kirche 
am Frauenberge ein nicht kleiner Ort 
bestanden haben, der durch den Einfall 
wütender Feinde zerstört wurde. Aus 
seinen Trümmern erhob sich dann spä- 
ter das heutige Pfarrdorf. Wenn schon
	        
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