Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

mir viel bedeutet haben, denn ich fühle 
es, meine Zeit ist bald gekommen." 
Albert biß die Zähne aufeinander, 
er sagte nichts, denn diese starke große 
Seele über ihr Schicksal zu belügen, 
hätte er nicht vermocht. 
„Und noch eine Bitte habe ich an 
Sie, die Sie mir sicherlich, vielleicht auch 
unaufgefordert, erfüllen," fuhr Lotte 
fort. „Wenn Hans wiederkommt und 
findet mich nicht mehr, dann stehen Sie 
ihm zur Seite!" 
Er nahm ihr zartes Händchen in 
seine kraftvolle, warme Hand und 
drückte es. Leise erwiderte sie den 
Druck. 
„Sein heutiger Brief war so lieb, 
aber auch so trübe," sagte sie leise, „ich 
möchte so unendlich gern noch einmal 
etwas Frohes, Hoffnungsvolles, von 
ihm hören." 
Als Albert Lottens Eltern das Ge- 
fpräch mitteilte, schüttelten sie traurig 
den Kops, „wir haben es versucht, wir 
können es nicht." 
Da errötete Albert und schüchtern 
fragte er: „Würden Sie es für undeli- 
kat halten, wenn ich —, ich weiß ja 
nicht, ob ich's kann, wenn ich's ver- 
suchte — ?" 
„Sie sind unser lieber Freund, Wol- 
1. Vogelschutz im allgemeine«. 
Um den Bestand gewisser, bei uns hei- 
Mischer nützlicher Vögel zu erhalten oder 
zu vermehren, sind folgende Maßnahmen 
erforderlich: 
1. Man hat die Feinde zu beseitigen, 
die diesen Vögeln nachstellen: 
2. Man sorge für passende Nistgelegen- 
heit: 
3. Man richte Futterplätze ein, um den 
Vögeln über ungünstige Jahreszeiten hin- 
wegzuhelfen. 
Die schlimmsten Feinde der nützlichen 
Singvögel sind der Sperber, die Katze und 
leider der Mensch. Der Sperber, der- sich 
hauptsächlich von Kleinvögeln ernährt, ist 
am besten durch Abschuß zu beseitigen. Noch 
mehr Unheil unter der Vogelwelt richten 
die in Gärten, Anlagen und aus den Fried- 
101 
tram, versuchen Sie es nur," sagte der 
Amtsrat. 
Und Albert schrieb ben Brief. Es 
war ihm, als sei er selbst der Bräuti- 
gam, der stark und lebensfroh, mit ge- 
fundem, männlichem Streben seinem 
Glücke das Hans baut. Als er fertig 
war, da wußte Albert, daß er Siefen 
Brief keinen anderen hatte schreiben 
lassen, sondern daß er ihn mit seinem 
eigenen Herzen geschrieben hatte. Als 
er sich seiner Liebe zu Lotte bewußt 
ward, da packte ihn wilde Verzweiflung 
und doch war er froh, daß der schöne 
Traum wenigstens für die Dauer des 
Briefes angehalten hatte. 
Als Lottes Eltern den Brief gele- 
sen hatten, sahen sie Albert fragend an. 
Der nickte. Da reichten sich die drei 
Menschen die Hände, sie'hatten sich ver- 
standen. 
In dieser Nacht starb Lotte. Der 
Amtsrat erzählte Albert am nächsten 
Morgen von ihren letzten Stunden. 
„Ich bin nie so froh und stolz ge- 
wesen, wie heute," hatte sie gesagt, „und 
nie habe ich meinen Hans so lieb ge- 
habt, aber merkwürdig, trotzdem wird 
mir der Abschied gar nicht schwer." Ihre 
letzten Worte waren: „Ihr müßt zu- 
sammeu halten, Ihr drei. Den heutigen 
Brief von Hans, den gebt mir mit ins 
Grab." 
Höfen umherstreifenden Katzen an. Leider 
haben die Singvögel auch viel unter den 
Nachstellungen der Menschen — einzelne 
Sänger mittels Schlagnetz oder Leimruten 
wegfangende Vogelsteller oder Nester su- 
chende Buben — zu leiden, daher auf der- 
artige Leute ein sehr wachsames Auge zu 
haben ist. 
2.Schutz der Höhlenbrüter. 
Die Höhlenbrüter-(Meisen, Wandahals, 
Star, Gartenrotschwanz, Tranersliegenfän- 
ger u. a.) finden keine natürlichen, durch 
ausgefaulte Aeste entstandenen Baumhöh- 
leu mehr, und doch sind gerade sie unsere 
nützlichsten Vögel. Darum müssen zu 
ihrer Vermehrung zweckentsprechende Nist- 
kästchen augebracht werden. Es ¡gibt heute 
zwei Arten von Nisthöhlen, die alle von
	        
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