Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

auseinanderzusetzen, äußerlich natür¬ 
lich nur, dann hatte sie die fast heitere 
Ruhe gefunden, die — nun, Sie 
werden ja nachher sehen." 
Die Stimme des alten Herrn zit- 
terte. „Kurz nach dem Unglück wurden 
die Briefe Hans Kollings seltener, auch 
der Inhalt hatte sich geändert, es wa- 
ren alles Flachheiten und Prahlereien, 
was er schrieb. Wir beiden Alten konn- 
ten herausfühlen, daß bei Hans die 
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bin ich auch, so sagte sie auch wohl mit 
leisem Lächeln, das Jahr, welches ich 
noch zu leben habe, möchte ich ihn noch 
für mich behalten, ganz so wie sonst. 
„Als dann einmal zwei volle Wo- 
chen kein Brief mehr kam, und das 
arme, liebe Mädchen todunglücklich 
war, in erster Linie aus Angst um ihn, 
da, Herr Leutnant, habe ich mich hin- 
gesetzt und habe Liebesbriefe gefchrie- 
ben, so gut ich alter Mann das kann. 
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Um Hafen von gara. 
Wendnng zum Guten keine weiteren 
Fortschritte machte. Nach zedem weite- 
ren Brief, den wir der Lotte vorlasen, 
dauerte es länger, bis sie ihr Lächeln 
wiederfand, man sah, sie litt und 
kämpfte mit sich und ihrem Glauben 
an ihn. Dieser Glaube war ihr ganzes 
und einzigstes Glück. Schreibt ihm 
nicht, wie es mit mir steht, sagte sie, 
nachdem sie über ihr Los Gewißheit 
hatte. In der Ferne trägt sich ein lang- 
samer Verlust so schwer, an meinem 
Grabe, wenn er wiederkommt, wird es 
ihm leichter werden? und egoistisch 
und Mutter hier hat mir geholfen. 
Die Freude von dem Mädel hätten 
Sie sehen müssen! Hab ich's nicht ge- 
sagt, rief sie überglücklich ein um das 
andere Mal, der Hans wird etwas 
Ganzes, nur ein fehr guter Mensch 
kann solche Briefe schreiben. Meine 
Fran und ich sind da schleunigst aus 
dem Zimmer gegangen. Draußen haben 
wir uns in die Arme genommen und 
haben geweint wie öie Schulkinder. 
„Allmählich gewöhnten wir uns an 
den Betrug, die Briefe von Hans Kol- 
ling haben wir unterschlagen. Es ist
	        
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