90
und ab nnd wandte sich dann zu
Albert.
„Herr Leutnant, hören Sie mich an.
Es war uns nicht unbekannt, daß Herr
Hans Kolliug, Ihr verstorbener Käme-
rad, zwar ein guter Junge, aber nicht
sonderlich fest von Charakter war. Wir
haben uns auch nach Kräften gegen die
Verlobung gesträubt, aber wenn wir
die Lotte warnten, dann sagte sie: Mir
ist gar nicht bange, Hans ist ein guter
Tie Areng in Oolg Oeeseite), dsoor
Mensch, den hält jetzt die Liebe hoch.
Das war nun wohl Schwärmerei, und
es ward uns auch nicht leicht, die Ein-
willigung zur Verlobung zu geben,
aber wir brachten es doch nicht übers
Herz, unser einziges Kind traurig zu
sehen.
„Was sie vorbrachte, war ja auch
nicht unbedingt unvernünftig; es
kommt ja Gott fei Dank häufig vor,
daß die Liebe aus einem Saufewind
einen ganzen Kerl macht. Na, und dann
kamen noch die brei Auslandsjahre, da
mußte es sich doch zeigen, ob die Lotte
recht hatte. Er hat uns dreien viel ver-
sprochen, als er abreiste, und seine
Braut hat ihm alles geglaubt. Daß es
ihm ernst war mit seinen Versprechuu-
gen, davon bin auch ich überzeugt, aber
wieviel er davon gehalten hat, das
weiß ich nicht, obwohl ich aus dem Ton
seiner ersten Briefe glaube schließen zu
können, daß er wenigstens eine Zeit-
lang festblieb."
Albert Woltram nickte, und der
Amtsrat fuhr nach einer kleinen Pause
das Denkmal der Kaiserin Liisàth.
fort: „Ja, und bann kam bas Unglück
mit unserer Tochter. Es ist jetzt ein
und ein halbes Jahr her, als sie den
Sturz vom Pferde tat und sich das
Rückenmark verletzte. Von Anfang an
stand es hoffnungslos mit ihr; schon
nach wenigen Wochen war sie völlig er-
blinöet, und jetzt hat sie nach Aussage
der Aerzte nur noch bis zum Frühling
zu leben."
„Von Anfang an wußte sie, wie es
mit ihr stand, und Sie werben es kaum
glauben, Herr Leutnant, nur vierzehn
Tage hat das tapfere Mäbchen ge-
braucht, Um sich mit ihrem Schicksal
fLi