Volltext: Der Rückmarsch aus Rumänien

Ausklang 
Nun ging es heimwärts in herrlicher Fahrt durch die Steiermark, 
über den Semmering nach Wien. Im Morgennebel verschwand das 
märchenhafte Schloß Schönbrunn, das vor kurzem der junge Kaiser 
Karl als letzter Labsburger verlassen hatte. Kurz vor Passau wurde am 
26.Dezember mitternachts die deutsche Grenze überschritten. Da ein 
großer Teil meiner Truppen aus Süddeutschland stammte, entschloß ich 
mich, die Marschgruppe bereits in Plattling ordnungsgemäß zu ent¬ 
lassen. Zum letzten Male versammelte ich die mir anvertraute Truppe und 
begrüßte sie aus deutschemBoden. Ich dankte ihr für ihre Leistung und 
Treue und ermahnte die Kameraden, mitzuhelfen am Wiederaufbau 
Deutschlands. — 
Schwer ward mir der Abschied. Ich ahnte damals nicht, daß dieses 
Scheiden aus der schönsten Stellung, die einem Soldaten beschieden wird, 
für mich der Abschied für immer aus dem geliebten Soldatenberufe wer¬ 
den sollte. — 
Mit Auflösung meiner Marschgruppe, die den Rückzug der Macken¬ 
sen-Armee zu decken hatte, war zugleich die Geschichte des aktiven 
Infanterie-Regiments Nr. 375 beendet. Vier schwere Kriegs¬ 
jahre hindurch lastete auch auf seinen Schultern das Schicksal des deut¬ 
schen Volkes. Bei Kriegsbeginn war es in Thorn gebildet worden. 
Aberall, wo es auf verschiedenen Kampffronten eingesetzt wurde, hat es 
sich stets ausgezeichnet durch Tapferkeit, Opferbereitschaft, Treue und 
Kameradschaft. Das Regiment hat immer seine Pflicht erfüllt, im har¬ 
ten Ringen um jeden Fußbreit Erde, im ungestümen fortreißenden An¬ 
griff, wie im zähen Festhalten schwer errungener Stellungen. Es war 
ein Vorbild von Treue und Manneszucht beim Rückzug. Mit blankem 
Ehrenschild kehrte es heim, unbesiegt im Felde, mit gleichem Geiste wie 
beim Ausmarsch. — 
Ansterblich bleiben die Gefallenen in unserem dankbaren Lerzen. 
Ihre Gräber in fernen Landen werden für immer ein heiliges Denkmal 
deutschen Heldentums und deutscher Soldatentreue bleiben. 
Die deutsche Jugend aber lerne aus den Leistungen der Väter 
und Brüder, die nur den Weg der Pflicht kannten. Sie lerne von diesen 
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