Volltext: Österreichischer Volkskalender 1948 (1948)

94 
Die erste Arbeit erfolgt durch mehrere Wochen hindurch an der Longe und 
dann -ehr schonend unter dem Reiter. Es lernt der junge Lipizzaner eigentlich 
die ersten, zwei ^ahre das gleiche wie ein gewöhnüches Rettp-erd: willig den 
Reiter zu tragen, sich seiner Führung zu unterordnen und gleichzeitig ge 
schmeidig und gehorsam zu werden. Erst im dritten und vierten Jahre wird 
der Hengst durch Steigerung der Anforderungen mit den Aufgaben der klassi 
schen Reitkunst vertraut gemacht und auf diese Art gleichsam zum Ballettänzer 
unter seinen vierbeinigen Kollegen erhoben. 
Er lernt in zierlichen Tritten die Piaffe, den Trab auf der Stelle, aus 
führen und mit seiner ganzen konzentrierten Kraft in der Passage glänzen, 
wobei er den Eindruck erweckt, als ob er sich frei von jeder Erdenschwere fort 
bewegen würde. Diese ausdrucksvollen Gangarten, ineinanderfließend mit den 
Pirouetten, Changement und Seitengängen/ untermalt durch die Musik im 
alten Stil, verleihen den Vorführungen immer einen außerordentlichen Zauber, 
und dieser unvergleichliche Tanz der weißen Pferde erfreut alle schönheit 
liebenden Menschen. 
Wenige Hengste mit außerordentlicher Körperkraft und besonderer geistiger 
Aufnahmsfähigkeit werden dann in den einzelnen Disziplinen der Schulen 
über der Erde — das sind Übungen, bei denen sich das Pferd mit den Vorder- 
und Hinterbeinen vom Boden erhebt —■? ausgebildet und so zum vierbeinigen 
Artisten spezialisiert. Sei es nun, daß sie bei stark gesetzter Nachhand die 
Vorderbeine vom Boden erheben, in dieser Stellung, wie beim Prinz-Eugen- 
Denkmal, für Sekunden erstarren und uns damit die Levade zeigen; oder 
über, daß sie über Aufforderung des Reiters mit allen vier Beinen vom 
Der Hengst lernt dle Kapriole an der Hand, ohne Reiter 
Aufnahme: B. Kerschnex
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.