Volltext: Österreichischer Volkskalender 1936 (1936)

Wer aber glaubt, daß der Wastl ein Radel zuviel 
oder gar eines zu wenig im Hirnkastel hat, der 
äst auf dem Holzweg. Nein, der Wastl braucht 
einmal nicht das Kreuze! zu tragen, wenn über 
kurz oder lang die Dummheit sterben sollte. Aber 
damit hat es noch weit und, wie gesagt, der Wastl 
ist ein Hallodri, aber von der lustigen Seiten und 
feind kannst ihm auch nit sein; noch dazu hat er 
die Ziegelleitnerin vom Geizteufel ein für allemal 
befreit. 
„Also, was gibt's?" fragt der Wastl die Ziegel 
leitnerin und tritt in die Stube. 
„Ja, Wastl, mei', das ist eine solchene G'schicht", 
jammert die Bäuerin, „wann ich dir's gleich sag': 
Seit einer gutding Zeit legen meine Henner nim 
mer so amsig!" sagt sie und der Geizkragen fun- 
kert ihr aus den Augen. 
„Hast gestrickt in der Fastnacht?" fahrt der Wastl 
süchtig dazwischen. 
„Raa, Wastl . . ." 
„Hast geflickt in der Fastnacht?" 
„A nit!" 
„Schön", sagt er, „du mußt nämlich wissen, wer 
an Fastnacht strickt oder flickt, derselbige näht den 
Hennern dös . . . dös Hintertür! zu, da wo die 
Eier außerrudeln . . ." 
„Na, Wastl, i hab's nit to . . . !" 
„Schön! . . . Dann . . . dann ist ein Dieb im 
Haus!" 
„O, jögerl . . . !" 
„Aber densöln Dieb fangen mir schon!" 
„Meinst?" 
„Ganz gewiß! Aber jetzt paß auf. Ich geh' jetzt 
einmal heim und schau in meine Bücher und nach 
her sag' i's dir gleich, wie mir den Dieb erwischen." 
„Wart nur, Geizkragen, elendiger", denkt er, 
wie er daheim vor dem Schrank steht und nach 
einem Büchel sucht und endlich ein altes, fleckiges, 
handschriftlich geschriebenes Heftlein hervorzieht, 
aber ein praktisches, kommodes Büchel ist es schon 
auch. 
Hernach steigt er wieder zum Ziegelleitnerhof 
hinauf. 
Die Bäuerin ist natürlich lauter Freundlichkeit, 
Wastl hin, Wastl her, braver Wastl, guter Wastl, 
gescheiter Wastl. Ein Weiberts kann ja das alle 
mal. 
„Hast ebba densöln Dieb schon", fragt sie gleich 
und der Geizkragen funkert schon wieder aus ihren 
Augen. 
„Nana! — So schnell packen wir's nit, dös muß 
diplamatisch gehn!" 
„Aha, soo! Diplamatisch, jetzt han i di erst!" 
„Zum allerersten brauchert i eine frische Maß 
Bier!" 
„Gleich Wastl, gell Wastl!" 
Die Bäuerin rennt um eine Maß Bier und der 
Wastl denkt sich: „Wart nur, i hilf dir schon, Geiz 
kragen . . ." 
„Und einen höllischen Hunger hab' ich auch!" 
„Gleich Wastl, gell Wastl!" Und sie holt ein 
Trumm G'räuchertes und den Brotlaib herein. 
„Da, les einmal", sagt er nach einer Weil' und 
zieht einen Zettel heraus. Die Ziegelleitnerin seht 
ihre Brille auf und liest. 
„Merk, wenn der Mond neu wird an einem 
Dienstag, so gehe vor Sonnenaufgang, tritt zu 
einem Stecken und sprich diese Worte: Stock, ich 
greife dich an! Nimm dein Messer in deine Hand 
und sprich: Ich schneide dich ab, daß du mir ge 
horsam sein, welchen ich auch prügeln will, wenn 
ich einen Namen antrete. Darnach lege einen 
Kittel auf einen Scherhaufen, schlage mit deinem 
Stecken auf den Kittel, so wirst du denselben j 
selber treffen, genau so, als wenn er selber dar 
unter wäre und doch vielleicht viele Meilen 
Weges von dem Orte ist, für den Scherhaufen 
tut's auch die Türschwelle." 
„Kennst di aus?" fragt der Wastl. 
„Na!" 
„Teuft und neunundneunzig Schürhakerl! Paß 
auf! Du schneidest dir also den Stecken ab, legst 
einen Kittel auf die Türschwelle und sagst dabei: 
,So, i prügel jetzt den Eierdieb!‘ Und nachher ts’s 
genau so, als wennst ihn selber auffipläscherst!" 
„Dös laßt sie hörn", lacht die Bäuerin. 
„Weiters braucht's nachher jetzt gar nix, denn 
die Sach' muß diplomatisch gehn!" 
„Ist schon recht!" 
„Aber eine Maß Bier brauchert ich noch!" 
„Gleich Wastl, gell Wastl!" 
Der Wastl läßt sich darauf noch schön bedanken 
und geht wieder heimzu. Ja, der Wastl kratzt sich^ 
nicht, wo es ihn nicht beißt! 
* 
Herzen sind wie Blumen. Jedes hat seinen Tag 
und seine Stunde. Und ist sie da, diese Stunde, 
dann blüht es auf, ob es schneit oder lenzt, es 
blüht auf, weil es den Himmel spürt. Dann leuch 
ten die Augen groß und das Wunder schaut her 
aus. Wenn der Tag da ist und die Stunde. 
Auch für die Leni ist sie da. Wie eine Glocke 
läutet in ihr die Liebe. „Martl", läutet sie; immer, 
immerzu Martl! 
Aber ein empfindlich Blümlein ist das Glück 
„Marti!" schreit das Herz der Leni. „Nie und 
nimmer!" sagt der Vater; ein empfindlich Blüm 
lein ist das Glück und der Frost fällt schnell; die 
Leni weiß es. Das ist die große Wunde der Wun 
derstunde. Die brennt in ihr, daß ihr Frohsinn 
und Lachen vergeht. 
Da stürzt sie sich wie eine Wilde in die Arbeit 
rackert sich ab Tag und Nacht; wirtschaftet Stunde 
um Stunde. Aber die Wunde brennt weiter, brenn! 
fest. Und es muß so kommen, eine Starke war die 
Leni nie, sie wird krank. 
In der Stadt drinnen im Krankenhaus ist sie 
gewesen, ist durchleuchtet worden, alles Mögliche 
haben die Doktoren gemeint; aber die große 
Wunde tief drinnen hat keiner gesehen. Lateinisch 
haben sie geredet und so und so gedacht und am 
Ende haben sie den Kopf geschüttelt, das hat dann 
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