Volltext: Österreichischer Volkskalender 1936 (1936)

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WAFFENSTARRENDE TE 
52 cm Eisenbahn-Mörser 
Die gegenwärtige Zeit in ihrer Besinnlichkeit 
auf das gute Alte ist geneigt, die Technik und die 
Anwendung der Maschine zugunsten des Hand 
werks und der Handarbeit zurückzudrängen. Nur 
in einem Punkte zeigt man auch im Zeichen des 
wiedererstandenen Zunftgedankens keine Lust, die 
„Handarbeit“ wieder zu Ehren kommen zu las 
sen und gerade in dieser Tätigkeit wirkt sich die 
Technik besonders menschenmordend aus: im 
Waffenhandwerk! War schon der letzte 
Krieg, je länger er währte, desto mehr von der 
Maschine, von den Rohstoffvorräten und der Lei 
stungsfähigkeit der Industrie beherrscht, so wird 
ein künftiger Krieg vollends eine Angelegenheit 
der Maschinen werden. Ein kleiner Rundblick auf 
die modernen Bewaffnungen zu Lande, zu Was 
ser und in der Luft zeigt uns, wie sehr die 
neuesten Erfindungen zur Verbesserung der An 
griffs- und Abwehrwaffen verwendet werden. Dies 
läßt erwarten, daß der Krieg in Zukunft ganz 
neue Formen annehmen und vor allem sehr viel 
mehr Material und Geld verschlingen wird. 
Da ist einmal der Tank. Während das auf 
Rädern fahrende Automobil die Straße nicht ver 
lassen und darum selten in den Bewegungskrieg 
eingreifen kann, ist der auf Raupenketten krie 
chende Kampfwagen vom Gelände unabhängig. 
Schon im Weltkriege wurde er besonders von 
den Engländern entscheidend verwendet („Tank 
schlacht“ bei Cambrai 1918, Angriff von 378 
Kampfwagen). Heute sind die großen Tanks zu J 
förmlichen Schlachtschiffen auf festem Lande ge 
worden. Es gibt solche von 80 bis 100 Tonnen Ge 
wicht, mit 10 bis 15 Mann Besatzung, 50 mm 
Panzerung, mit mehreren Kanonen und Maschi 
nengewehren. Diese Ungetüme fahren 15 bis 20 
Kilometer stündlich. Mittlere und leichte Kampf 
wagen haben 2 bis 5 Mann Besatzung und fah 
ren 30 bis 40 Kilometer. Ganz kleine Einheiten 
mit nur zwei Mann oder auch motorisierte Ma 
schinengewehre ohne Panzerung sollen, einzeln 
und in Massenverbänden auftretend, die Kaval 
lerie ersetzen. Außerdem denkt man an gepan 
zerte Mannschaftswagen, Tank,,autobusse“, die 
hinter den feuerspeienden Kampfeinheiten her 
fahrend, die Sturmtrupps ohne Verluste an die 
feindlichen Gräben usw. heranbringen sollen. 
Außerdem wird künftig auch die Artillerie weit- j 
gehend motorisch fortgeschafft werden. 
Das Kaliber der Geschütze ist weniger ge 
steigert, als die Schußweite und Durchschlags 
kraft. Immerhin sieht man obenstehend einen 
französischen Mörser von 52 cm Kaliber! Große 
Schußweiten sind ganz besonders für die „Flaks“ 
(Flieger-Abwehr-Kanonen) von Wichtigkeit. Je 
größer die Tragweite, desto flacher die Geschoß 
bahn, desto größer die Treff Wahrscheinlichkeit. 
Ein englischer Fachmann versichert, daß die 
Tr eff Wahrscheinlichkeit der Flakbatterien, die im 
Weltkrieg 1 : 5400 gewesen ist, nunmehr auf
	        
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