Volltext: Österreichischer Volkskalender 1936 (1936)

„So ein Glück! So ein Glück!" fistelt er mit 
hoher Stimme. 
„Was denn nachher, Flori?" fragen der Beni 
und die Bäuerin zugleich. 
„Eine Erbschaft!" schnauft er. 
„Du?" 
Er schüttelt den weißen Kopf. 
„Wer nachher?" 
„Die Ev, die Himmlinger Ev!" 
Die Bäuerin fährt in die Höhe; sie schaut ganz 
verwirrt. Auch der Bub kennt sich schier nimmer 
aus. Nur der alte, brave Flori hockt da mit fun 
kelnden Augen. 
„Geerbt sagst, wieviel nachher, Flori?" fragt die 
Bäuerin. 
„Biel Geld! Biel Geld!" 
Da erst sehen sie, wie marodig der Flori aus 
schaut; seine Hände zittern und manchmal schüttelt 
es ihn. 
„Flori, ich mein', es ist dir nit grad extra gut, ha?" 
„Alt bin ich, Bäuerin, und der Wehdam am 
Buckel! Seit gestern spür' i's wieder recht." 
„Geh, Flori, leg dich nieder!" 
„Biel Geld, Bäuerin, viel Geld!" 
„Jögerl ja, da hätt' ich jetzt bald vergessen dar 
auf. Hab' i's nit allweil schon gesagt? Die Eo, hab' 
ich gesagt, das ist ein Dirndl, gerade als wie ge 
schaffen für einen Hof. Han i's nit allweil gesagt?" 
schreit sie nochmal eifrig. 
Der Beni reißt die Augen auf. Hört er denn 
recht? 
„Ja — Beni, an deiner Stelle, da tät' ich nit 
lang um, weißt, was ich tät'?" 
„Was nachher?" 
„Gleich tät' i hinüberfahren und die Heirat aus 
machen. So ein Dirndl, wie die Ev . . .!" 
Der Bub schaut, als wäre er vom Himmel ge 
fallen. Die Mutter redet so? Das ist ja ein hellich 
tes Wunder! 
Und der Flori steht da mit zitterndem Leib und 
lächelt wie ein Kind, dem der schönste Wunjch 
plötzlich in Erfüllung gegangen. So ein getreuer 
Knecht ist er. 
„Jetzt kann ich frei ins Bett gehen!" sagt er 
leis, „is leicht gescheiter . . . Wirst sehen, ich treib' 
es nimmer lang." 
Sie bringen ihn in das Bett und er liegt da, als 
wäre er schon fort von dieser Welt. 
Nach einer Weile sagt er: „Bäuerin, den Herrn 
Pfarrer, i glaub', i brauch' ihn . . ." 
Bald darauf klingelt das Berfehglöcklein durch 
das Dorf. Wie aus dem Himmel klingt es, als 
wollte es sagen: Ein guter und getreuer Knecht 
scheidet von dieser Welt, klingling ... 
Unterdessen ist der Beni zum Himmlinger hin 
über gefahren. Hat angehalten, hat Glück gebracht 
und Glück geholt, juchhe! 
Und doch ist er, wie er abends heimzu fährt, 
traurig. Was wird die Mutter sagen? Die Erb 
schaft? Nichts hat sie geerbt die Ev, nichts! Flori, 
was hast du da angerichtet? - 
Der Jungknecht rennt ihm entgegen. 
„Der Flori is gestorben!" 
„Was?" schreit der Beni. 
Er rennt in das Haus, über die Stiege, hinein 
in die Kammer. Heilige Mutter Gottes da 
brennt die Totenkerze! 
Tränen stehen dem Beni in den Augen. 
Wer hat eine Ahnung, was der Flori, der gute, 
alte Flori, seiner Lebtag dem Buben war? Hel 
fer und Rater, Freund und Beschützer. Wer hat 
eine Ahnung, was der Flori für den Hof war? 
Sein guter Geist, ja die gute Seele des Hauses 
war er. 
Tot ist der gute, alte Flori! 
Beni weint bitterlich. 
Und wie sie dem Flori dann sein letztes Gewand 
aus dem Kasten richten, da finden sie einen Brief. 
Sie erschrecken, während sie ihn lesen und die Trä 
nen rinnen ihnen über die Wangen. 
Das stand in diesem Schreiben: 
Mein letzter Wille. 
Über mein erspahrtes Gut und Eigenthum 
schreibe ich das. Wenn ich drüben bin einmal 
und nachher bekommt mein Erspahrtes alles die 
Himmlinger Eva von Riegelhausen eine Güt 
lerstochter. Und es sind das siebentausend Mark 
und ich schreibe das, daß ich der Ev und dem 
Beni viel Glück und Gottes Segen wünsche und 
daß sie auch den alten Flori nit vergessen. 
Datum. Florian Seelhaber. 
* 
Der Beni und die Ev leben glücklich auf dem 
Scheuchenhof. Kaum daß ein Tag vergeht, daß sie 
nicht vom Flori erzählen und reden. Und sein Grab 
ist in hohen Ehren gehalten von ihnen allezeit, wie 
sein Andenken. 
Denn er war ein guter und getreuer Knecht. 
Humor 
Der Richtige 
Chef: „Nun, hat Schmidt die Rechnung bezahlt?" 
Einkassierer: „Nein, in dem Hause wohnen drei 
Parteien Schmidt, und jede bestreitet, Ihnen etwas 
schuldig zu sein. Bei der einen wurde ich sogar hin 
ausgeschmissen!" 
Chef: „Zu dieser gehen Sie sofort noch einmal! 
Das ist der Schmidt, den ich meine!" 
Immer im Beruf 
Der Zahnarzt hat eine Abendgesellschaft gegeben, 
bei der es hoch herging. Am nächsten Morgen er 
scheint er ziemlich mitgenommen beim Frühstück 
und sagt zu seiner Frau: „Gestern abends scheinen 
wir ja mächtigen Betrieb gehabt zu haben." 
„O ja", erwidert sie gedehnt. Man sieht es an 
unserem Klavier. Du hast ihm nämlich mit der 
Feuerzange sämtliche Tasten ausgezogen."
	        
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