Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1933 (1933)

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Der entgegnete: „Das sind Pferdseier." 
Bauer: „Was kostet das Stück?" 
Händler: „Fünf Gulden." 
Bauer: „Das ist viel Geld, und wir 
haben daheim keinen Gaul zum Brüten." 
Händler: „Das könnt Ihr auch selber 
besorgen: es muß nur jeden Tag, so viel 
Euer in der Gemeinde sind, ein anderer 
daraussitzen: so lange dauert es, und zu 
letzt der Bürgermeister." 
Der Bauer kaufte nach erfolgreichem 
handeln das Ei um einen Gulden. 
Die Reuther brachten es auf einen 
Berg, die Reuther Hut geheißen, und das 
Brutgeschäft nahm seinen Anfang und un 
unterbrochenen Fortgang. 
Am fünfunddreißigsten Tage brütete 
der Schultheiß. Er konnte voll Freude, 
daß der junge Gaul heute ausschlüpfen 
sollte, den großen Augenblick kaum er 
warten und stand auf, um nachzuschauen. 
Da rollte der Kürbis den Berg hin 
unter. Der Schultheiß sprang spornstreichs 
hinterdrein, das Ei rollte in eine Hecke, 
darin ein Häslein faß, das hüpfte her 
aus, er rannte ihm nach und lockte: 
„Hamperla, Hamperla, da geh her, da 
ist dein Alter; gelt, du kennst deinen Va 
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Wie die Reuther ihren Steg dehnten. 
Uber die Wiefent bei Reuth führte ein 
hölzerner Steg. Der hatte aber den Nach 
teil, daß er auf beiden Ufern zu seicht an 
gesetzt war, so daß er schon bei geringen 
Niederschlägen von dem Element über 
schwemmt war, das sie in den Schuhen 
unlieber als im Magen hatten. 
Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat 
ten sie bereits einhundertundeine Ge 
meinderatssitzung vergeblich abgehalten 
und schließlich beschlossen, bei Wasser und 
Brot solange im Rathause zu tagen und 
zu nächtigen, bis sie eine Lösung, die 
ihrem Gemeindesäckel nicht zu viel zu 
mutete, gefunden hätten. Endlich fiel dem 
schlauesten unter ihnen, natürlich dem 
Schultheißen, das einzig Rettende ein. 
Sie spannten auf dem dies- und jen 
seitigen Ufer je ein Paar Ochsen an die 
Tragbalken des Steges und dehnten ihn 
mit Hüh und Hott solange, bis sie, der 
alleinige deutsche Stamm, der nicht an sei 
ner Brüder letzter Tugend, der Uneinig 
keit, kränkelte, alle miteinander einig wa 
ren, daß er nun die richtige Länge habe. 
Wie die Reuther vorsorgten, wenn das 
Wasser einmal bergauf fließe. 
Eines Tages würde in der Reuther Flur 
eine unbekannte Leiche angeschwemmt. 
Als die Reuther herausgefunden hatten, 
daß keiner der Ihrigen abgehe, waren sie 
einig, daß es ein Ebermannstädter fein 
müsse, wiewohl es auch einer von Ehren 
bach oder Pretzfeld hätte sein können, weil 
diese Ortschaften näher bei Reuth und auch 
an der Wiefent lagen, nur wenig oberhalb 
von Reuth. 
„Mit dem Nachbar muß man Häuser 
bauen", sagten sie, begruben den Toten 
mit allen Fahnen und Ehren und hielten 
auf Gemeindekosten einen Leichentrunk, 
der bis in die Nacht währte. 
Andern Tags beorderten sie einen Bo 
ten nach Ebermannstadt, um anmit kund 
zu tun: „Indem daß sie den toten Eber- 
mannftädter, ungeachtet er nichts in ihrer 
Flur zu suchen gehabt hätte, es fei denn, 
daß er etwas verloren gehabt, was er 
aber drei Tage zuvor bei Einhaltung des 
Termins der Gemeinde hätte anzeigen 
müssen, und sie ihn so schön an- und auf 
genommen hätten, hofften sie zuversichtlich, 
daß, wenn einmal das Wasser einen von 
Reuth in Ebermannstadt droben ans Ufer 
schwemme, derselbige eine gleiche Beerdi 
gung mitsamt gebührendem Leichentrunk 
erleben dürfe." 
Wie die Reuther durch das blaue Meer 
wateten. 
Keiner von den Reuthern hatte je das 
Meer gesehen. Sie hatten nur davon ge 
hört. 
Nun machten sie einmal eine Wallfahrt 
nach Gößweinftein. Als sie singend und 
betend über Pretzfeld hinauskamen, er 
blickten sie am Wege ein blau blühendes 
Flachsfeld. „Das ist das Meer!" schrien 
alle wie aus einem Munde; denn ihr 
Schulmeister hatte ihnen erzählt, daß das 
Meer blau fei, wovon sie sich auch auf der 
großen Landkarte überzeugt hatten. „Seht 
nur, wie blau es im Winde wogt!"
	        
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