Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1933 (1933)

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gekommen urfb habe der Gemeinde eine 
pergamentene Rolle zum Geschenk ge 
macht, die allgemein als „ältestes fränki 
sches Heldenbuch" bezeichnet wurde, und 
in der die schnurrigen Heldentaten, so die 
Reuth er beim Wein und ohne Wein ver 
übt, samt und sonders verzeichnet waren. 
Das „Heldenbuch" ist zwar vor 300 Jah 
ren im Schwedenkrieg verloren gegangen, 
aber vieles daraus hat sich durch münd 
liche Überlieferung erhalten, und einiges 
davon sei zur Ergötzlichkeit der Zeitgenos 
sen in dieser trüben Zeit hier verzeichnet. 
Es gäbe in Reulh keine Arbeitslosigkeit, 
wenn.... 
Die Reuther gruben einst einen neuen 
Brunnen. Als er fertig war, störte sie der 
ausgehobene Lehm rundum. Dg hielten 
sie Gemeinderat, wie dem Übel abzuhelfen 
sei. 
Einer, von dem man einen so klugen 
Einfall am wenigsten erwartet hätte, riet, 
ein Loch zu graben und den Lehm darin 
zu verscharren. 
Also machten sie ein Loch und füllten 
es mit dem Aushub des Brunnens, dann 
grüben sie wieder ein Loch und taten den 
Erdboden vom vorigen Loch hinein, und 
so zu und zu. 
Wenn die Reuther das Beginnen ihrer 
Vorfahren nicht schnöde abgebrochen hät 
ten, was leider der Fall ist, würde es 
heute bei den glücklichen Leuten keine Ar 
beitslosigkeit geben. 
Wie die Reuther ihren Gemeindebrunnen 
masten. 
Einmal sind die Reuther gefragt wor 
den, wie tief ihr Brunnen sei. Da hatten 
sie es zu ihrer Schande nicht gewußt. Um 
ihre Ehre wiederherzustellen, hielten sie 
Gemeinderat. Einer schlug vor, den Brun 
nen nach Schuhen, ein anderer nach Fü 
ßen zu messen. Das schien ihnen aber zu 
beschwerlich und gefährlich. Schließlich 
riet der Schulze, ihn nach Manneslängen 
zu messen. 
Also legten sie einen Heubaum quer 
über den Brunnenrand; zu oberst hing 
sich der Schulze mit den Händen hin; an 
seine Füße hing sich ein zweiter und so 
fort. Als ihrer Stücke vier oder fünf am 
Heubaum untereinander hingen, ohne noch 
bis auf den Grund zu reichen, rief der 
oberste: „Jetzt wartet erst einmal ein biß 
chen, bis ich in die Hände spucke, sonst 
rutschen sie aus!" 
Also ließ er die Hände los, und sie 
rumpelten und pumpelten miteinander in 
den Brunnen hinunter, daß es nur so 
platschte und polterte. 
Wie die Reuther ihr gemeinsames 
Schlachtfest feierten. 
Die allgemeine Losung im Lande, zu 
sparen, was das Zeug halte, einerseits, 
und ihre unverwüstliche Lust, Volksfeste 
zu feiern, anderseits, brachte die Reuther 
auf den Einfall, ein gemeinsames Spar 
und Schlachtfest zu veranstalten. Hatten 
sie sonst nacheinander und jeder für sich 
sein Schwein geschlachtet, jeder eigens sei 
nen Kessel geheizt und viel Holz dabei ver 
braucht, so metzelten sie nun alle am glei 
chen Freitag vor Lichtmeß in der Win 
terszeit, taten ihre Blut- und Leberwürste 
und Schwartenmagen zusammen in den 
Gemeindeweiher und wunderten sich, daß 
sie erst jetzt dahinter kamen, daß dies der 
vorzüglichste Kessel sei, den es gäbe, darin 
die Würste zu sieden. Sie häuften Reisig 
bündel ringsum auf und entfachten und 
schürten lustig helle Feuer rings um den 
Weiher. 
Von der Wärme erwachten die Frö 
sche im Teich aus ihrem Winterschlafe, 
vermeinten der Frühling sei gekommen, 
und stimmten ihr Konzert an. 
Wie die Reuther die quakenden Laute 
hörten, reichten sie einander die Hände, 
hüpften voll Freuden rundum und sangen 
und tanzten ihren ausgelassensten Reigen: 
„Feuer und Wasser: Im kochenden Teich 
Quäkern die Würste und alsogleich 
Sind sie gesotten, gewällt auch schon; 
Jedes bekommt dann die größte davon!" 
Wie die Reuther ein Pferdsei ausbrüteten. 
Ein Reuther sah in Nürnberg, was er 
noch nie gesehen hatte, Kürbisse, die an 
einem Fenster zur Nachreife in der Sonne 
lagen. 
Er fragte den Besitzer, was das für 
große Eier feien. 
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