Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1931 (1931)

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vielen, frohen Menschen, an hellerleuchteten 
Stuben mit strahlenden Weihnachtsbäumen 
und auch an einer Kellerstnbe, wo an dem 
Totenbette ihres Mannes eine arme Mutter 
nach ihrem Kinde rief .... 
Sie flog vorbei an träumerisch daliegenden 
Dörfchen, über tiefverschneite Wälder und 
blaue, zugefrorene Seen, vorbei an einsamen 
Berghäuschen, die tief verschneit lagen und 
vorbei am Bergkirchlein, wo die Glöcklein zur 
Christmette läuteten. Und immer höher ging 
es, an weißen Almbütten vorbei, bald hatte 
sie die höchsten Berggipfel überflogen und 
tief unten lag ein großes Lichtermeer, die 
Stätte, wo sie soviel Freud' und Leid wußte, 
lag der dunkle, blaue Fluß, dessen Rauschen 
sie noch vor kurzem gelauscht hatte. Und nun 
flog sie lange Zeit in den dichten Wolken, die 
pfeilgeschwind an ihr vorbeizogen, bis diese 
immer Heller und Heller wurden und plötzlich 
sah sie ein grelles Licht. Dieses wurde größer 
und schöner und auf einmal befand sie sich in 
einem großen Saal, wo auch ein prächtiger 
Christbaum mit vielen tausend Kerzlein prangte 
und viele Kinder herumhüpften. Nur waren 
diese viel schöner, schneeweiß gekleidet und 
hatten glänzende Flügel. Und alle waren 
gleich so lieb mit ihr. Da weinte sie auf, aber 
diesmal aus lauter Glückseligkeit . . . 
Am übernächsten Tage, es läuteten gerade 
alle Glocken, große und kleine, wankte ein 
Wagen mit zwei Särgen dem Kirchhof zu. 
Eine arme Frau folgte ihm . . . 
Linz, H. I. 
Ehrlich währt am längsten 
Erzählung von Max Karl Böttcher 
Ja, Glück muß der Mensch haben! 
Und Steffi Stark hatte Glück, das erste 
mal in seinem Leben hatte er Glück. 
Kam so: Sein Chef, Inhaber der Firma 
Münch u. Co., hatte den kleinen Steffi, Lehr 
ling im dritten Jahr, zur Post gesandt, schnell 
eine Depesche aufzugeben. Fröhlich pfeifend 
war Steffi die Treppe hinabgesaust, aber als 
er den Portier Hase traf, ward er still und be 
schämt, ob seines lauten Wesens, denn jeder 
mann in dem großen Geschäftshause wußte, 
daß Papa Hase ein krankes Weib daheim 
liegen hatte, dem nicht viel mehr zu helfen 
war. 
„Nun, Herr Hase, wie geht es zu Hause?" 
fragte Steffi. 
„Ach, Herr Stark, wie soll es gehen, immer 
das alte Lied! Aber gestern Abend meinte 
der Arzt, wenn wir den Professor Rank aus 
Kiel mal kommen lassen könnten, der wäre 
vielleicht der einzige, der noch retten und 
helfen kann!" 
„Na, da lassen Sie ihn doch kommen, 
Papa Hase." 
Der alte Mann lächelte bitter und meinte 
dann: „Leicht gesagt, Herr Stark, aber so'n 
Professor von fremd her, das kostet Geld! 
Unter 500 Mark macht der es nicht, sagte unser 
Arzt!" 
Da schritt Steffi betrübt und nachdenklich 
von dannen, denn er wußte, daß Papa Hase 
ein armer Schlucker war, der nie und nimmer 
so viel Geld aufbringen konnte. Unterwegs 
traf Steffi seinen Freund von der Handels 
schule, den Paul Berg, der ihn anstrahlte, als 
habe er in der Lotterie gewonnen. 
„Mensch, was denkst du wohl, was ich in 
diesem Pakete habe?" rief Paul Berg schon 
von weitem. 
„Na, was wird es schon sein? Trägst 
wahrscheinlich Plättwäsche für deine Mutter 
aus!" Denn Pauls Eltern hatten eine Plät 
terei. 
„Falsch! Also rate weiter!" 
„Ach, sag' es doch schon, ich habe kein Talent 
zum Raten, außerdem habe ich Eile, muß zum 
Telegraphenamt, eine Depesche für meinen 
Chef aufgeben." 
„Du bist ein Muffelkopp, Steffi! Machst 
ein Gesicht, als hättest du ein Dutzend Fliegen 
verschluckt und alle andere Welt ist fröhlich 
in dieser Faschingszeit." 
„Na, ja! Es ist nicht allen Menschen wie 
Fasching, Paul, und außerdem bin ich im 
Dienst, da wird nicht gebummelt. Prinzip bei 
mir. — Mausen tue ich nicht!" 
„Wer spricht denn von Mausen? Ein 
bissel Plaudern ist doch kein Diebstahl."
	        
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