Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

hatte, als er ging, und er, der Einöder, ein 
Stück Weges neben ihm hertrabte — als 
Dank für die angetane Ehr' des Besuches — 
gesagt: „Bauer, die Cinöderin sinniert sich 
den Tod an! Das hält ja kein Mensch aus, 
so ein wochenlanges Abgrübeln,'s schwindet 
der Verstand oder 's Leben. Mußt eine Ab 
hilf' suchen, Einöder, sonst ist eines Tags 
die Freud' im Haus dahin." 
„Die is ja schon aus, Herr Pfarrer! 
Die tragt uns keins mehr herein, weil's nur 
einer könnt' und der lebt nimmer." 
„Aber die Freud' aneinander, Cinöder!" 
„Mein, wir sind zwei alte Leut' —! 
Man findt nix mehr aneinand'." 
„So —?" Der Ton des Pfarrherrn war 
strenge geworden. „Habt ihr zwei nicht bloß 
aneinand' Freud' ghabt, sondern auch mit- 
einand'? Aul Haus, an der Wirtschaft, an 
euerm geruhigen, weil sorgenlosen Dasein, 
und am allermeisten — wie ich's schon glaub' 
— an eurem einzigen Kind! Aber habt ihr 
die Freud' miteinander ghabt, warum wollt 
ihr euch im Leid allein lassen? Tragt es 
miteinander, nachher ist's nicht so schwer." 
„Tuen wir's denn net eh, Herr Pfarrer?" 
gab der Einöder an. 
„Nein. Ihr denkt net nach drüber, Cin 
öder! Sonst könntet Ihr sehen, daß Euer 
Weib noch schwerer tragt an ihrem Schmerz 
um den Sohn. Wißt ihr denn nicht, daß die 
Eh'leut am Altar versprechen, einander bei 
zustehen, Freud', als auch Sorgen und 
Kummer miteinander zu teilen, einander 
tragen zu helfen?! Einöder, wenn's Weib 
schwerer tragt an ihrer Last, warum denn 
ihr net ein bißl tragen helfen, damit ein 
jedes auf die richtige Hälft' kommt?! Und 
schaut, Bauer, 's Weib ist schwächer, es 
könnt' erdrückt werden davon." 
Der Einöder war stehen geblieben und 
hatte die Rechte geballt. „Sein könnt's, 
Herr Pfarrer, sein könnt's! Sie wird eh 
alle Tag' elendiger ausschauend. Schmächtig 
wird s', weil sie schier nix ißt, und im Gsicht 
wird f ganz farblos und schmal. Aber sie 
gibt auf kein Zureden was, wie soll i's denn 
da anstellen, daß i ihr hilf?" 
Der Pfarrer hatte ihn seltsam lange an 
gesehen. „Tät' mich wundern, Cinöder, 
wenn ihr nix finden könnt', was da hüls'. 
Eine rechte Lieb', die so fürs Leben ge 
schmiedet worden ist, die muß schon aus 
findig machen können, wie dem andern zu; 
helfen ist. Ein bißl nachdenken über die Hilf'j 
will ich schon auch, aber ich denk', ihr kommt 
mir vor damit." 
An diese Rede dachte der Einöder jetzt 
unterwegs. Und schüttelte ein paarmal den 
Kopf dazu. Er hatte nachgedacht, daß ihm: 
der Kopf summend wurde, aber er fantv 
nichts aus. Ja, die Weibsleute, die waren 
härter daran —! Die hatten keinen Tabak 
und keine Gemeinderats-AngelegenheitenJ 
die sie ein wenig zerstreuten, von ihren 
eigenen Gedanken ablenkten. Da hatten ess 
die Mannsleute leichter. Grad in den Tod 
legen kann man sich ja auch nicht! Aber so 
ein Weibsleut tut's. 
Die Angst packt den Einöder: Vielleicht! 
findet er die Leni nimmer lebendig, wenn 
er heimkommt. Der Schlag konnte sie 
treffen. Und wenn er nicht da war, mußte 
sie ganz allein versterben. Dann hebt ex 
sich innerlich wieder: wird doch nicht gleich; 
so aus sein! Der Gram frißt freilich, aber ex- 
muß doch nicht gleich zu Tod fressen. Aber . 
freilich, auch den Herrn Pfarrer scheint es 
ein bißchen schier angegangen zu sein, um 
der Einöderin ihr hartes Tun. Helfen —j 
hat der gemeint? Und die Hälft' trug er 
nicht? Ja, 's ist alles leichter gesagt als getan. 
Und der Einöder murrt ein wenig — lädt 
ihm da was auf, der Herr Pfarrer, bei dem 
der selbst anstünde wie der Ochs am Berge! : 
Aber daheim möcht' er wahrhaftig schon 
bald sein! Wär' gleich wohl das Best'. Damit 
die Leni nicht so lang allein blieb. 
Und er schreitet schneller aus, der Cinöder. 
Als er die Stadt erreicht, ist ihm trotz der 
Kälte warm geworden — die alten Glieder : 
sind das schnelle Gehen nicht mehr gewohnt. 
Er geht die Kundschaften rasch ab, sein 
Henkelkorb wird immer leichter zu tragen, 
es lichtet sich darin. 
Eben kommt er wieder aus einem großen 
Haus, wo sie frohe Gesichter gemacht haben ; 
bei dem Einkauf — all' ist ihnen ausgegangen 
gewesen. Und er denkt: „ist doch gut gewesen, 
daß ich die Sach' mitgenommen hab'." s 
_ Ein kleines Striezel haben sie ihm noch; 
drinnen gelassen, und ein paar Aepsel, die 
er als Muster mitgenommen hat, sind auch 
noch da. Er tritt in ein Hans, wo er auch 
eine gute Kundschaft hat. Wie er die erste 
Stufe hinauf will, dringt, ein schluchzender 
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