Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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die Shephard sofort benachrichtigt hatte, 
würde sicherlich mehr von einer Räuber 
verfolgung verstehen als dieser Billy Thomas. 
Dann dachte Shephard an seine Tochter 
Helen, an der er mit väterlicher Liebe hing. 
Dieser Thomas wollte seine Tochter heiraten. 
Lächerlich. Dieser Herr würde nie der Mann 
seiner Tochter werden. 
* 
Bald darauf läutete die Telephonschelle 
abermals. 
„Hier Police-Station West 57. Wir 
wollen Ihnen sagen, daß wir dem Detektiv 
Till Glan sechs Beamte zur Verfügung ge 
stellt haben, da Till Glan bereits eine Spur 
des Räubers gefunden hat. Wir benachrich 
tigen Sie, sobald weitere Resultate vor 
liegen." 
Shephard wurde erstaunter. Dieser 
Billy Thomas ging tatsächlich planmäßig vor. 
Er schien verteufelt Ernst zu machen. Sollte 
es ihm mit seinem Freunde Glan wirklich 
gelingen, den Ring wieder herbeizuschaffen? 
Wieder dachte Frank Shephard an Helen. 
Auch an sein Versprechen dachte er, das er 
dem Billy Thomas gegeben hatte. 
Dann oersank er in tiefes Nachdenken. 
Dann jedoch hörte Shephard tagelang 
nichts mehr von Thomas und Glan. Und 
er fing an, den Ring langsam zu verschmerzen. 
Das Verbrecherpack Neuyorks war eben zu 
abgefeimt. Millionen von Verbrechen in 
Neuyork blieben ungeklärt. 
* 
Zwei Tage darauf rief Till Glan an. 
„Hier Till Glan. Also, lieber Herr 
Shephard, der Ring ist wieder da und in 
unserem Besitz. Billy Thomas ist bereits 
auf dem Wege zu Ihnen, um Ihnen den 
Ring zurückzugeben. Er muß bald bei Ihnen 
eintreffen. Guten Tag." 
Shephard war platt. Er hatte kaum den 
Hörer eingehängt, dcoschellte es schon wieder. 
„Hier Police-Station West 57. Der Ver 
brecher, der Ihnen den Ring stahl, wurde 
unter Billy Thomas' Führung gefaßt und 
ihm der Ring abgenommen. Den Ring hat 
Herr Thomas an sich genommen. Er wird 
Ihnen das Schmuckstück sofork bringen." 
Frank Shephard war aus dem Häuschen. 
Der Ring kam zurück. Gott fei Dank! Aber 
wie unvorsichtig eigentlich von der Polizei, 
den Ring einfach dem Billy Thomas zu 
überlassen. Wenn dieser ihn nun gar nicht! 
brächte, sondern damit durchginge? 
Als Shephard noch so dachte, wurde 
Billy Thomas gemeldet. 
„Hier ist der Ring", sagte Thomas beimj 
Eintreten. „Bitte, sehen Sie nach, ob es der 
richtige ist." 
Frank Shephard war fast verwirrt und! 
griff zitternd nach dem Ring. 
„Tatsächlich, es ist nieinRing. Wie haben 1 
Sie das denn fertiggebracht?" 
„Oh, mein Freund Till Glan ist ein aus-1 
gezeichneter Detektiv und ich bin auch nichts 
bange. Darauf können Sie sich verlassen. 
Uebrigens unterstützten uns Policemen mit 
Polizeihunden. Doch jetzt dürfen wir wohl 
sofort zu ihrer Tochter Helen gehen, denn ich 
nehme an, daß Sie ein Ehrenmann sind und 
Ihr Versprechen halten." 
Frank Shephard wandte sich ab und 
schwieg. Da fuhr Billy Thomas fort: 
„Bitte, Herr Shephard, Helen und ich 
lieben uns aufrichtig. Ich verspreche Ihnen, 
daß ich alle meine Kräfte dafür einsetzen 
werde, Ihre Tochter glücklich zu machen." 
Frank Shephard wandte sich ihm zu. 
„Wir wollen zu meiner Tochter gehen/" 
* 
Frank Shephard hielt sein Versprechen/ 
Glücklich sanken sich die beiden Liebenden in 
die Arme. Da freute sich auch Frank 
Shephard. Und als sein Töchterlein auch 
ihm dankbar um den Hals fiel, da traten 
zwei Tränen in seine Augen. 
Spät abends, als Billy Thomas hu 
seiner Wohnung angelangt war, ging er ant 
seinen Schreibtisch, zog eine Lade auf und 
sah hinein. Darin lagen eine schwarze Maske 
und ein Revolver. 
„Ja, verzeihen Sie, lieber Herr Schwie 
gervater", sprach er dann leise vor sich hin. 
„Verzeihen Sie, daß ich Ihnen in jener Nacht ; 
einen Schrecken einjagte, als ich Ihnen den!. 
Ring abnahm. Verzeihen Sie, daß ich selbst! 
Till Glan war, der Sie amief. Verzeihen! 
Sie ebenfalls, daß ich auch die Police-Station! 
West 57 war, und ebenso die Policemen Kim:. 
Polizeihund darstellte. Aber ich wußte kein 
anderes Mittel, um Ihre Tochter zu be-I 
kommen. Es war ein gewagtes Spiel, dass 
mir leicht teuer zu stehen kommen konnte.:
	        
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