Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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„Was wollen Sie wegen der Zucker 
spekulation Clifford", sagte Shephard, ohne 
von seiner Arbeit aufzusehen. 
„Gar nichts. Aber ich will Sie um die 
Hand Ihrer Tochter Helen bitten." 
Shephard sprang auf. 
„Sind Sie verrückt? ... Wer sind Sie 
überhaupt?" 
„Verzeihung, ich ließ Ihnen bereits sagen, 
daß ich Billy Thomas heiße. Ich kenne Ihre 
Tochter bereits längere Zeit. Sie hat Ihnen 
von mir erzählt und..." 
„So, so. . . Aber ich kann Ihnen nur 
raten, hier möglichst schnell zu verschwinden. 
Oder meinen Sie vielleicht, daß ich darauf 
gewartet habe, daß ausgerechnet Sie, ver 
ehrter Herr, um die Hand meiner Tochter 
anhalten?" 
Billy Thomas jedoch 
blieb ruhig stehen. 
„Ich kann mir den 
ken, daß Ihnen die 
Wiederbeschasfung Ihres 
Ringes wichtiger ist als 
meine Heiratssehnsucht. 
Trotzdem..." 
„Sie wissen?" sagte 
da Shephard erregt. 
„Sicher, aus den 
Mittagsblättern." 
„So, und dann wagen 
Sie noch, mirmitHeirats- 
anträgen zu kommen, 
wo sie annehmen müssen, 
daß mir, weiß Gott, 
augenblicklich mehr darum zu tun ist, den 
Ring wiederzubekommen als meine Tochter 
ausgerechnet Ihnen zu geben? Herr, sind 
Sie nicht ganz normal?" 
„Doch vollkommen." Billy Thomas 
stand furchtlos und unbeweglich. 
Dann sagte er fest: 
„Schön, Wollen Sie von mir einen Vor 
schlag hören? Halten Sie ihn, bitte, nicht für 
kindisch. Er ist von mir völlig ernst gemeint." 
Shephard schwieg und sah Thomas nur 
spöttisch an. Der fuhr ruhig fort: 
„Ich werde mich mit meinem Freunde, 
dem Detektiv Till Glan, aufmachen und 
versuchen, den Ring wiederzubekommen. 
Nehmen Sie meinen Vorschlag an: ich ver 
suche, Ihnen den Ring wiederzubringen. 
Gelingt mir das, so geben Sie mir Ihre 
Tochter zur Frau. Der Ring ist ein Ver 
mögen wert. Ich habe kein Vermögen, wie 
Sie ja wohl von Ihrer Tochter wissen. Aber, 
wenn ich Ihnen den Ring wieder beschaffe, 
so ist das so gut, als wie wenn ich Ihnen ein 
Vermögen als Schwiegersohn mitbrächte. 
Nehmen Sie meinen Vorschlag an?" 
Nun mußte Shephard lächeln. 
„Solchen Vorschlag nehme ich gern an. 
Denn Sie, junger Mann, werden mir den 
Ring gewiß nicht wieder herbeischaffen." 
„Danke, das genügt mir. Ich halte Sie 
für einen Ehrenmann und nehme an, daß 
Sie Ihre Zusage halten werden, wenn es 
mir gelingen sollte, den Ring wieder herbei 
zuschaffen. Ich werde mir die größte Mühe 
geben, die Einlösung Ihres Versprechens zu 
Das im heurigen Jahr «euerbaute Strandbad in Gmunden. 
bekommen." — Dann verbeugte sich Billy 
Thomas kurz und verließ Frank Shephard. 
* 
Einige Stunden darauf schellte das Tele 
phon bei Frank Shephard. 
„Hier Detektiv Till Glan. Mein Freund 
Billy Thomas bat mich, ihm beim Aufspüren 
desjenigen Räubers zu helfen, der Ihnen den 
Diamantring raubte. Ich bitte Sie, sich auf 
uns zu verlassen. Neuyork ist zwar groß, 
aber ich schmeichle mir, schon schwierigere 
Fälle, als den jetzigen, gelöst zu haben. Sie 
werden wieder von mir hören. Guten Tag." 
Frank Shephard war erstaunt. Dieser 
Billy Thomas machte ernst und bemühte sich 
tatsächlich um die Aufklärung des Ringraubes. 
Gott, wie lächerlich. Die Neuyorker Polizei, 
4*
	        
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