Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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Eines Abends — er war ein Schulbub 
mit geflickten Hofenund abgewetztem Bücher 
ranzen — sprang er die Wohnungsstiege 
hinauf. 
Niemand im Küchenzimmer? — Beide 
Kabinette leer — und die Tür offen? 
Rufend eilt er die Hintertreppe hinab; 
die führt geradewegs in den Fabrikhof. 
Dort stehn viele Menschen — sie sind 
ganz still. So sind sie sonst nicht. Dann ruft 
eine Stimme: „Talhofer, dein Bub ist da!" 
Am Ende der Menschengasse stehn zwei . < 
Gendarmen mit aufgepflanzten Bajon- j n g 
netten. ct t 
„Kränk di nit", flüstert der Schmied- | 
Hans dem Buben zu. „Kränk' di' nit. Der 
Peperl! Wer'n scho' wieder loslassen; an sie 
so an Kreuzbravn, wie der is. Wer'n 'n j^ r 
scho' wieder auslasten. So was gibt's nit. juni 
Wär' do' scho' was!" 
Was folgte, wußte der Pepi nicht mehr - 
genau. Der Schmied-Hans hat ihm später 
Römische Ausgrabungen in Linz beim Bau der Schule der Kreuzschwestern. 
Wie vom Zanberschlag geteilt tut sich 
eine lebende Gasse auf vor dem kleinen 
Schulbuben. Alles ist sonderbar und anders 
und beklemmt ihn. Die Arbeiter haben ihre 
Hüte auf den Köpfen. Hin und wieder nickt 
einer dem kleinen Pepi zu; der Karpfen- 
Ferdl und der Finken-Toni und einer, dessen 
Nase fast so lang ist, wie er selbst, „'s 
Stephänle", zu dem der Fabriktischler 
immer sagte: „Wann i mein' Bohrer nit. 
find', leiht mir halt 's Stephänle sei' Nasen." 
gesagt, wie sie seinen Vater weggeführt : : 
haben und sein Mutterl davongetragen. 
Daß die Kleingeschwister recht geschrien 
hätten, wie die Gendarmen den Vater 
davonholten. Und wie die Mutter umge 
fallen ist, die Leut' geschimpft haben auf die 
Gendarmen; und die Kleinen haben geweint. 
Während der Untersuchungshaft starb 
der Vater vor Gram und Schande. Ehe der 
letzte Schnee wegging, lag auch 's Mütter 
lein unter der Erde. 
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