Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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nicht bedurfte? Durchschaute sie die Ab- lichen Beifügen, daß der Himmel diese Wohl 
sichten ihrer Verwandten, die sich auf einmal taten schon noch lohnen werde, 
so sehr um sie bekümmerten? „Der Himmel", sagte der Nagelschmied 
„Man kennt sich nicht aus mit ihr", 
sagte der Nagelschmied Pretzenpeck 
als er von einem Trostbesuch bei der 
Base zurückkam, zu seiner Gattin. 
„Aber man darf nicht auslassen. Die 
drei Hausstöcke am Stadtplatz sind's 
wohl wert, daß man sich uni die alte 
Tuschen bemüht, überharchts, wo wir 
die nächsten Verwandten sind. Ist 
doch meine Großmutter gottselig eine 
geborene Mühlschlögel gewesen." 
„Ich spür's schon lang, wo der Wind 
herweht", säuselte die Nagelschmiedin 
vom Herd her. „Seit der Alte tot ist, hat 
sie's noch mehr mit dem Kirchenlaufen 
wie früher. Und die Leut', die vor 
lauter Frömmigkeit den Herrgott schier 
vom Himmel herunterreißen möchten, 
haben es allemal faustdick hinter den 
Ohren. Wirst es- sehen, die vermacht 
ihre drei Häuser der Kirchen und ihr 
Geld dazu." 
„Das werden wir nachher schon 
sehen!" begehrte der Nagelschmied auf. 
„Der Pflichtteil muß her, überhauvts, 
wo wir die nächsten Verwandten sind, 
indem daß meine Großmutter gottselig 
eine geborene Mühlschlögel war. . 
„Mühlschlögel hin, Mühlschlögel 
her ... Wie ich die Alte kenne, pfeift sie 
auf die ganze Verwandtschaft. Nur ein 
Büttel gäbe es, sie herumzukriegen. ." 
„Nämlich?" 
„Auch so scheinheilig tun, wie der 
alte Besen. Wie wär's, wenn wir den 
heiligen Florian über unserm Haustor 
neu vergolden ließen? Und vielleicht 
ein öffentliches Aünosen geben für das 
Waisenhaus?" 
Ursula Mühlschlögel merkte mit 
Wohlgefallen, daß der heilige Florian 
über der Pretzenbeckschen Nagelschmiede 
eine neue goldene Rüstung bekam. 
Und als sie gar im Wochenblatte las„ 
daß die Pretzenbeckschen Ehegatten 
für das Waisenhaus einen Zentner 
Reis, einen Zuckerhut und fünf Pfund 
reine Schafwolle gestiftet hatten, konnte sie es zu seiner Gattin, „das ist sie nämlich selber, 
nicht unterlassen, den edlen Spendern ihre Wirst sehen, jetzt haben wir's gewonnen. 
Anerkennung auszusprechen mit dem deut- Und wenn sie uns auch nicht alle drei Häuser 
Schulneubauten in Linz: Das Bundesrealgymnafium
	        
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