Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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Wahnsinn nahe. Wenn sie verunglückt wäre! 
Er fürchtet ja immer für sie. Die Maschinen 
in der Fabrik, sie könnte sich verletzt haben. 
Ihre schönen, lieben, jetzt so abgearbeiteten 
Hände, wenn sie gebrochen wären — blutig, 
zerfetzt! „Mein Weib, mein armes Weib !" 
Oder wenn ihr auf dem Weg etwas zu 
gestoßen wäre, ein Trambahnunglück, ein 
Autounglück— es geschieht jetzt so viel! 
Arnold springt auf. Er will fort, er will 
ihr entgegen, er will auf die Polizei, nach 
forschen lassen, wo sie geblieben ist; es 
muß ihr etwas zugestoßen sein. O Gott, ein 
neuer Kummer noch zu allem dazu, ein neues 
Leid! 
Polternd fällt der umgestoßene Stuhl 
hinter dem aufgeregten Mann zu Boden, 
da geht die Tür auf und die junge Frau tritt 
herein. 
„Arnold, Lieber, was ist's denn? Und 
noch im Dunkeln bist du?" 
Sie dreht das Licht auf. . 
Der Gatte wendet sich rasch weg und 
streicht sich über das Gesicht, als wollte er 
die Spuren der fürchterlichen Gedanken 
verwischen. Sie soll nicht sehen, was er 
gerade im Geiste gelitten hat. Sie aber 
sieht es. doch und umfängt ihn. 
„Du mußt dich nicht so kränken, Arnold. 
Alles, alles wird jetzt besser!" Und sie lächelt. 
„Jda — was hast du für ein fröhliches 
Gesicht?" 
„Gelt ja, jetzt hab' ich ein ganz lustiges 
Gesicht, siehst du, daß auf einmal die Sonne 
kommen kann?" 
„Was ist, was ist denn?" 
„Na, draufkommen sind sie mir halt, 
wer ich bin, die in der Fabrik. Drum bin 
ich heut auch so lang ausgeblieben. In die 
Kanzlei hat mich der Herr Direktor rufen 
lassen nach Arbeitsschluß. Und dort haben sie 
langmächtig mit mir gerbet. Und morgen 
komm ich ins Büro als Korrespondentin und 
— du sollst mit mir hingehen. Der Herr 
Direktor will mit dir sprechen. Du sollst 
ihm einige hübsche Modelle für Kleinfiguren 
machen; sie werden dich dauernd im Tech 
nischen beschäftigen können. Die Fabrik 
steht gut und arbeitet viel mit dem Aus 
land. Eine hübsche Dienstwohnung hätten 
sie auch für uns, vorläufig Zimmer und 
Küche, rein und lichter als da; später können 
es auch zwei Zimmer und Küche werden. 
Aber freue dich doch, du lieber Mann!" 
Das alte Küchenzimmer ist für heute zur 
goldenen Stube geworden. Die Wände sind 
nicht mehr trostlos grau und schwarz. Sie 
sind golden. Die kleine, fleißige Frauenhand, 
die das elektrische Licht aufgedreht hat, hat 
Gold über die ganze Stube gestreut, die 
Hand des liebenden, treuen Weibes. 
sw—— 
Die Erbschaft. 
Von F. Schrönghamer-Heimdal, Passau-Haidenhof. 
Als Benedikt Mühlschlögel, bürgerlicher 
Bäckermeister mit drei Hausstöcken, das Zeit 
liche segnete, hinterließ er eine ebenso tröst» 
wie kinderlose Witwe, von der zu erwarten 
stand, daß sie in absehbarer Zeit ebenfalls 
ein Schläglein treffen würde, wie ihren ver 
ewigten Eheherrn. 
Wenigstens hofften dies die zahlreichen 
Verwandten und nicht ohne Grund. Denn 
seit Menschengedenken erinnerte sich nie 
mand, daß im Hause Mühlschlögel jemand 
anders als durch Schlaganfall von Meister 
Mord ins bessere Jenseits befördert worden 
wäre. Die Aussichten auf einen baldigen 
Erbantritt waren bei den Verwandten um 
so handgreiflicher, als Ursula Mühlschlögel 
den Sechziger bald überschritten hatte und 
häufig bewegte Klagen über Atembeklem 
mungen und Stickanfälle führte. 
Kinderlosigkeit ist bei Erbtanten immer 
eine sehr löbliche und angenehme Eigenschaft. ! 
Und was die Trostlosigkeit der Witwe Mühl 
schlögel betrifft, so kam sie gar nicht dazu, 
diese zu äußern, denn die zahlreichen Ver 
wandten ließen ihr gar keine Zeit dazu. 
Auch überhäuften sie die Erbbase mit so 
vielen Trostsprüchen und Aufmerksamkeiten, 
daß eine richtiggehende Witwentrauer bei 
ihr gar nicht auskommen konnte. Oder war 
sie innerlich so gefestigt, daß sie dieses Trostes 
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