Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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„Kariös-f—e—l—n?" 
„Jawoll, Kartoffeln. Lüttjenheider Ecke. 
Dreißig Zentner mindestens, und 'n halber 
Morgen Rüben vertrampelt. Kriej ich die 
Kerls, ich schieß' se über 'n Hansen, daß se 
nich mehr papp sagen!" 
Sie schrie leise auf: „Heinrich, liebster 
Mann, du machst uns unglücklich! Um Him 
mels willen, laß das Schießen aus dem 
Spiel...!" 
„Na, hör' man mit Flennen uff!", 
brummte er unwillig. 
„Nimm wenigstens Hektor mit und 
Hans!" 
„Hans? Wie fein! Js noch nich dein 
Schwiegersohn, Alteken. Hab' noch nich ja 
jesagt. Mitkommen kann er..." 
Nach dem Kaffee fuhr Herr Bebbermann 
in die Stadt und besorgte sich Patronen, war 
zum Abendessen wieder daheim und stappelte 
vergnügt ins Wohnzimmer. 
Mariechen deckte mit tiefgesenktem Blond 
kopf den Tisch. Die Mutter hatte mn des 
Vaters willen verboten, mit Hans zu plau 
dern. Achtzehn Jahre seien zu jung zum 
Heiraten und zu alt für dumme Streiche. 
Als ob treue Liebe ein dummer Streich wäre! 
Das Abendessen verlief ziemlich schweig 
sam. Plötzlich sprang der alte Herr vom Tisch 
ans Fenster und schrie in den Hof: „Bolaus! 
Verflixter Schlafmütz! Boo—lau—au—aus! 
Hä? ja hä? Meld' dich, wenn ick ruf'! Der 
Eleve soll mal kommen, aber trapp!" 
Drei Minuten später trat HansOettinger 
ins Zimmer. Rank und schlank, mit weichen: 
Blondhaar und lustigen Blauaugen. Er war 
Bebbermanns Liebling, was den Alten 
nicht hinderte, wie ein Rohrspatz auf ihn zu 
schimpfen 
,,'n Abend!" begrüßte er den Eintreten 
den. „Nehmen Se man 'n Stuhl. Woll'n 
Se ’tt Butterbrot? Schön. Mutter, 'n Topp 
Warmbier für den Herrn Eleven. Also hören 
Se mal zu." Und zwischen Kauen und 
Trinken entwickelte er ihm die Taktik für die 
Diebesjagd. Oettinger war Feuer und Fett. 
Aber bald sprangen seine Gedanken zu 
Mariechen. 
„Sie, heda, hör'n Se nich? Die neue 
Flinte nich, für die Kerls is die alte vom 
Boden jut. Sie können se erst mal tüchtig 
ölen und abreiben, nich?" 
Oettinger war im Geist dabei gewesen, 
sich auszumalen, wie schön das sein müßte, 
sich mit Mariechen Bebbermann zu ver 
heiraten. Darum entfuhr es rasch seinem 
Munde: „Heiraten, jawohl, ich will sie gern 
heiraten." 
Der Alte starrte ihn groß an. „Heiraten? 
Krüzdunnerkiel, Mensch, wer red't denn vom 
Heiraten? Ueberjeschnappt vom Warmbier? 
Mein altes Schießeisen soll'n Se abreiben!" 
Da saß der Eleve wie ein begossener 
Pudel, derweil Mariechen puterrot in die 
Küche flüchtete. . . 
Um 9 Uhr wanderte das Kleeblatt ab. 
Bebbermann mit der Flinte über der 
Schulter, Hans und Hektor. „Nu dudeln Se 
nich wieder im siebenten Himmel 'rum, so 
lang' Se noch uff Erden wandern!" brumnrte 
der Alte. 
Es war eine warme Spätsommernacht. 
Silbern schaute der Mond zwischen feinen 
weißen Wölkchen auf die schlafende Panten- 
Hagener Flur. 
Endlich waren die drei am Hohlweg, der 
nach dem Acker zu mit dichtem Brombeer 
gestrüpp bewachsen war. Bebbermann 
inachte sich bedächtig schußbereit. Plötzlich 
flüsterte er: „Halt! Ruhe! Hör'n Se nischt? 
Am Waldrand buddeln se. Nehmen Se 
Hektor kurz. " Oettinger hörte keinen Laut. 
Nur der Mond lachte auf die Erde. Hektor 
kaute behaglich die Grasspitzen und dachte 
nicht ans Bellen. Aber beim unentwegten 
Hinstarren kam es Hans auch vor, als ob 
neben denr Hünengrab sich Gestalten be 
wegten. Da raunte ihnr Bebbermann auck 
schon zu :„Da! Da! Die Spitzbuben!" 
Hektor sprang auf und knurrte. „Mensch, 
halten Se doch den Hund fest; 'runter mit 
ihm, sonst reißen se aus!" Er faßte den 
Flintenabzug. Oettinger hielt seinen Arm 
fest. 
„Um Gottes willen, Herr Inspektor, 
schießen Sie noch nicht! Sie können großes 
Unheil anrichten!" 
„I, wo werd' ick denn! Immer los!" 
„Erst anrufen!" 
Unentschlossen spielte Bebbermann mit 
der Sicherung.
	        
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