Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1927 (1927)

Von H. W olfs grub er. 
reiche Giuseppe Forni liegt erschlagen am Wams — die läßt man nit ungeschoren 
gm Boden. Benedetto, der Räuber, —- gu fest angenäht hat die ihm seine für 
hockt über ihm und durchwühlt Giuseppes sorgliche Ehefrau — 
Kleider nach der Geldtasche. Avanti) Benedetto! avanti! Der Haus- 
Wenn's nit so dunkel wär' in dem ver- hos ist keine Freistatt! Eils dich! 
krackten Hofwinkel, wo Weinranken die Rapps! Er reißt den vierten Knopf o6. 
Säulenbögen überspinnen! ' „Madonna!“ Muß die kleine Gitta 
Maledotto! wie hergezaubert steht plötz- heraustreten auf den Eckaltan! Gleich brüllt 
lich eiile Gestalt auf der ErkertvMche. die Zeter und Mordio. 
In zwei Sprüngen ist Benedetto drüben „Briganti! Hilf der Himmel! Zuhilf, 
und stößt denl unerwünsckiten Zeugen den Nachbarn! Leut! Ola!“ 
Brand im Wirtschaftshof des Petrinums. 
(„Linzer Volksblatt" vom 5. Oktober 1926.) ' 
Dolch in die Rippen, daß er hinschlägt wie 
ein gefällter Baum. 
Einer mehr — für Benedetto bedeutet 
das wenig. 
Chi lo sa? wer weiß es? 
Ein stummes Eckchen Bkauhimmel grinst 
zwischen Säulen Und Bögen und Blattwerk 
nieder... 
Der Raubknecht sah viele hingestreckt 
liegen, die ihreir letzten Atemzug taten. Cap- 
pitä! . . . weil aber Giuseppe ein hübsches 
Töchterlein hat und weil der andere der 
Podesta war — (Benedetto hatte ihn des 
Dämmerlichts halber erst nicht einmal er 
kannt .. .) deswegen werden bald alle Teufel 
los sein im Städtchen. 
Nur geschwind die Geldkatze dem Form 
abnehmen — Silberknöpfe trägt der Protz 
Die wilde Jagd geht los: über Winkel 
stiegen, holprige Stufengäßchen hinauf — 
hinab — unter Steinportalen durch — über 
Mauerbrüstungen - durch verfallene Schlupf 
löcher — ohime — er entwischt. —• „Nein, 
wir haben ihn!" — „Sapristi! Davon ist er!" 
Den Verfolgern tropft Schaum von den 
Lefzen Benedetto gleitet aus — rafft sich 
auf; hinter ihm dreingehetzte Köter fallen ihn 
an — wahnsinnig wehrt er sich — sticht und 
schlägt, bis vier Bestien tot daliegen, der 
Fleischerhund riß ihn: einen Fetzen aus der 
Wade —weiter, weiter — selber ist er ein 
gehetzter Hund. Jetzt — wenn sie ihn fangen, 
werden sie ihn zerstampfen. Er blutet — 
er wankt — aber weiter — er muß — durchs 
Stadttor — hinter ihm johlt die Meute und 
heult — und droht. 
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