Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1919 (1919)

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Oer Vsu des MNis lkmpfsngnis-Somes in Linj 
Von A. P. 
s waren gar schöne Zeiten, als man noch 
von den gewaltigen Fortschritten des 
Dombaues berichten konnte und das Herz war 
mit Freude und Sehnsucht erfüllt, als man 
die baldige Vollendung des Domes in nahe 
Aussicht stellen konnte. Da kam das furcht 
bare Wüten des Weltkrieges, wo die wackeren, 
geübten Steinmetze Griffel und Hammer mit 
der Tod bringenden Schießwaffe vertauschen 
mußten. Schon glaubte man, den Bau ein 
stellen zu müssen, als auch die vorhandenen 
Vorräte von Sandstein immer mehr ver 
schwanden, die Zufuhr von Ziegeln und Mar 
garetenstein aufhörte und das Kupferdach ab 
geliefert werden mußte. Doch ein Stillstand 
war nicht eingetreten und so hoffen wir, daß 
auch in Zukunft weiter im bescheidenen Maße 
sortgearbeitet werden kann. Hören wir, was 
uns für heuer Herr Dombaumeister Schlager 
meldet: 
Zurzeit arbeiten in der Dombauhütte ein 
Steinmetzpolier, ein Verzierungssteinmetz und 11 
Steinmetze; ferner ein Maurerpolier, 3 Maurer, 
1 Zimmermann und 5 Taglöhner. 
Die Steinmetze sind in der Bauhütte tätig und 
haben vom 1. September 1*17 bis 31. August 1918 
464 Werkstücke fertig gebracht, welche für das rechts 
seitige Querschiff gehören. Unter diesen 461 Werk 
stücken sind 59 Stücke aus Granit; während der 
Kriegszeit wird in der Bauhütte auch der Granit 
stein verarbeitet. 
Im heurigen Jahre 1918 wurde das noch vor 
handene Dachkapfer auf den Kapellenkranzdächern 
von der Heeresverwaltung in Anspruch genommen. 
Zur Eingerüstung sowie Abnahme des Kupfe - 
bleches und zum Verpacken desselben wurden die 
Dombauarbeiter verwendet. Die Maurer wurden 
meistens zu Reparamrsarbeiten an den Domban 
häusern, sowie zu Erhaltungsarbeiten des Turmes 
und des Dombaues verwendet. 
Die Versetzarbeiten wurden erst am 4. Sep 
tember wieder aufgenommen, damit das Gerüste 
nicht ununterbrochen aufgestellt uud dem Wetter 
ausgesetzt ist. Das Material, welches 11 Stein- 
mche in einem Jahr bearbeiten können, ist bald 
versetzt. Heuer werden zusammen 7 Schichten ver 
setzt, so daß die 10. Schichten von der 1. Etage über 
dem Querschiffportal angefangen gerechnet, fertig 
gestellt wird. Ob es möglich ist, mit der Einwöl 
bung der Seitenschiffe zu beginnen, hängt davon 
ab, ob die vor 3 Jahren bestellten Margareter 
Sandsteine, welche als Rippen bearbeitet werden 
sollen, heuer noch geliefert werden können. 
Von der Wienerberger Ziegelfabrik sind im 
Laufe dieses Monats 3 Waggons (19.200 Stück) Ge 
wölbeziegel geliefert worden. Erfreulicherweise lie 
fert die Firma Poschacher aus dem Steinbruche 
Neuhaus a. d. Donau die bestellten Granitsteine so 
pünktlich, daß die Arbeit in der Dombauhütte 
bis heute immer aufrecht erhalten werden konnte. 
Am 23. d. M. ist wieder eine Plätte mit >0 
Waggons, gleich 34.975 m 3 Granitwerkstücke, aus 
Neuhaus in Linz eingelaufen und so hat die Dom 
bauhütte wieder für längere Zeit Material. 
Heimische Künstler in Linz: 
Akad. Bildhauer Josef Sattler. 
Von den Gemäldefenstern sind bereits 
43 fertiggestellt; zur Beruhigung diene, daß 
hievon 40 wohlverpackt in der Gruft des 
Mariä Empfängnis-Domes lagern und die 
andern 3 bald nachfolgen werden. Die Quer 
schiff-Rosenfenster sind ebenfalls in der Arbeit 
und dürften im November übernommen wer 
den können. Möge mit dem Rosenfenster, den 
Frieden symbolisierend, zugleich mit die Nach 
richt vom Friedensschluß anher gelangen. 
Als ein Ereignis für die Geschichte des 
Dombaues mag das 2.»jährige Jubi 
läum der Dombauzeitschrift „Ave 
Maria" betrachtet werden. In einer wunder 
bar schön ausgestatteten Doppelnummer 1
	        
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