Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1919 (1919)

Ein Sdiioindler-MeMüdi. 
Übersetzung aus dem Spanischen von k. Matthias 
(Aus „Hormiga de oro“ 1906.) 
hanuner C. SS. R. 
(Nachdruck verboten.) 
i. 
ine vielgenannte Schwindlerin, die es in 
ihrem Fache zu großer Fertigkeit ge 
bracht hatte, war Carmen Vaquerina in 
Madrid. Prächtig gekleidet, „beehrte" (sie?) 
Vaquerina einst einen vornehmen Juwelier 
laden bei der puerta del sol. Sie wünscbte 
ein Armband zu kaufen und fragte nach dem 
Preise. Der Juwelier antwortete: „zehn 
Duros (— 40 Mark)". Die Dame war zu 
frieden, zog ihre Geldbörfe heraus und be 
zahlte. Dann aber lenkte ein anderer glän 
zender Gegenstand ihre Aufmerksamkeit auf 
sich; in einem Glasschreine lockre gar feurig 
' eine Goldkette, goldene Halskette, jum Kaufe 
an. Die feine Dame wünschte selbe zu be 
sichtigen. Der Juwelier kam ihrem Wunsche 
nach. Vaquerina fragte nach dem Preiie. 
Er war ein sehr hoher. Vaquerina forschte 
in ihrer Börse nach; doch so viel Geld, 
400 Duros, hatte sie nicht darin, trug über 
haupt, wie sie erklärte, für gewöhnlich nicht 
so viel Geld bei sich. Gleichwohl wünschte 
sie am heutigen Abend bei einem großen Feste 
mit dieser Kette zu glänzen. Die Reite und 
das Armband paßten ganz zusammen. Auch 
sah der Juwelier ein, daß diesen Schwanen 
hals die goldene Kette nur höchst vorteilhaft 
schmücken könnte. Die Käuferin nannte nun 
ih-en Namen; sie war d>e Galtin eines der 
gefeieristen Aerzte der Residenz, desDoktorsT. 
Ihr Gemahl würde sicher die Summe nicht 
zu hoch finden und seiner geliebten Frau die 
goldene Halskette kaufen Sie machte dem 
nach dem Juwelier den Vor ch^ag, es möge 
ein Diener des Geschäftes mit dem Schmuck 
in ihrem Auto Platz nehmen und mit ihr 
zu ihrem Manne, Doktor T.,fahren. Sollte 
ihr Mann den Kauf nicht akzeptieren, was 
aber sehr unwahrscheinlich ist, >o könnte der 
Angestell e das Halsband unverweilt zurück 
bringen; im anderen Falle würde er das 
Geld bringen. 
II. 
Der Juwelier war einverstanden und be 
orderte sofort einen Diener, mit dem Schmucke 
in Begleitung der gnädigen Frau fortzu- 
Preßveretns-Kalender 1919. 
fahren. Beide nahmen in dem Automobil 
Platz. Im Saus ging es durch die Straßen, 
bis man vor einem stattlichen Haufe hielt. 
Beide stiegen aus. Die Dame führte den 
Diener des Juweliers in den Warteraum 
der Patienten, wo bereits viel Volk auf den 
Bischof Dr. Johannes Gsöllner 
als Student am Freinberg in Linz. 
Do'tor wartete. „Geben Sie mir das Paket, 
sprach die Dame zum Juweliersdiener, und 
warten Sie hier; ich werde unverweilt meinem 
Manne den Schmuck zeigen, noch bevor er 
mit der Ordination der Patienten beginnt." 
Arglos tat dieser, was man von ihm ver 
langte. Die „Frau des Doktors" nahm ihm 
das Paket ab und versa wand hinter einer 
entngenge'etzten Tür. Wirklich kam auch 
nach kurzer Frist der Doktor und ging auch 
sofort auf den Famulus des Juweliers zu. 
„Warten Sie nur ein klein wenig, bis ich
	        
Waiting...

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