Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1919 (1919)

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ich von Michael Stiefel (Freund und Glau 
bensgenosse Luthers) gehört habe, drei große 
Bücher mit Aussagen und Bekenntnissen 
vieler, mit der römischen Kirche nichtüber 
einstimmenden Leute enthalten, welche un 
gefähr vor zweihundert Jahren von der 
Inquisition geprüft und in den meisten 
Artikeln dasjenige glaubten und bekannten, 
was wir heutigen Tages lehren und be 
kennen. Ich meine, daß sie Waldenser waren, 
welcher es vor Zeiten in Oesterreich und 
ganz Deutschland, ja vielmehr in ganz 
Europa eine große Zahl gab."*) 
Wolfgang von Losenstein zu Gschwendt 
vererbrechtete 1526 unter Nachlaß des 
Sterbhauptes und der Anhaft beim Tode 
des Grundherrn mehrere Güter (das Mittel 
gut und die Hube zu Oberlindach, das Gut 
am Roßberg, das „Michlpaurnguet" zu 
Wickendorf, die „Diethueb", das Ortmair- 
gut zu Winklern und das Fleischhackerlehen 
zu „Leibmannsstorf") in der Pfarre Wolfern. 
Da in der Zeit der Religionswirren die 
meisten Einrichtungsstücke der Kirche, welche 
seit dem Bestand dem heiligen Martin, Bi 
schof von Tours, geweiht ist, verfallen waren, 
andere 1626 von den aufständigen Bauern 
zerstört und weggeschafft worden waren, 
wurde 1630 ein neuer Hochaltar aufgestellt. 
Die zeitgenössischen Zechpröpste von Wol 
fern verweigerten den nach Gleink gehörigen 
Wachszehent und stellten ihn schließlich ein. 
Da die seit 1318 urkundlich genannte Pfarre 
eine Filiale von Sierning war, und diese 
Pfarre zum Domkapitel Passau gehörte, 
verweigerte Benedikt Schroffnagel (oder 
Schraffnagel), Abt von Gleink (von 1621 
bis am 12. Jänner 1631 Verwalter von 
Gleink, wurde an diesem Tag zum Prä 
laten dieses Klosters gewählt, welchem er 
bis zu seinem am 3. April 1648 erfolgten 
Tode gewissenhaft vorstand) die Stiftung 
von 10 Gulden und den schuldigen Zehent 
st Wahrscheinlich das Dominikanerkloster, da 
seit 1231 die Päpste die schwierige und gefährliche 
Arbeit der Inquisition den Dominikanern über 
trugen, weil sie als Vertreter der kirchlichen Wissen 
schaften die notwendigen Kenntnisse beherrschten 
und durch das Gelübde der Armut gegen Bestech 
lichkeit gefeit waren. 
zu entrichten. 1650 erfolgte der Vergleich 
zwischen Abt und Sierninger Pfarrer Friedrich 
Koller, der zu des ersteren Gunsten ausfiel. 
1792 wurden zufolge josefinischer Pfarr 
einteilung die Ortschaften Maria Laah und 
Losensteinleiten von der Pfarre Wolfern 
getrennt, doch nächstes Jahr mit deU Ort 
schaften Kroisbach und Schwarzental ent 
schädigt. 
Bis 1786 wurden der Unterricht in der 
sogenannten Mesnersölde gehalten. Jeder 
Lehrer hatte diese von seinem Vorgänger 
um 400 Gulden abzulösen. Um ihm ein 
ansprechendes Einkommen zu sichern, hatte 
er nebstbei Mesner- und Organistendienste 
zu versehen. Besoldet war er mit jährlichem 
Gehalt von 78 Gulden 25 Kreuzer und 
3 V 2 Pfennige. In diesem Jahre wurde die 
Sölde verkauft und ein Schuthaus — gegen 
wärtiges Gemeindehaus — gebaut. Dieses 
war erdgeschössig, so daß das Lehrzimmer 
im Erdgeschoß, die Lehrerwohnung im Keller 
war. 1861 wurde zwecks menschlicher Be- 
quartierung des Lehrers und seiner Familie 
ein Stockwerk aufgebaut. Als 1888 neuer 
dings ein Schulhaus gebaut wurde, be 
stimmte man das frühere zur Unterbringung 
der Gemeindekanzlei und deren Personal. 
1809 wurde das Tabernakel des Hoch 
altares von den Franzosen erbrochen und 
zertrümmert. 
1844 brannte der Pfarrhof zur Gänze 
nieder. Sämtliche Pfarrachivalien wurden 
durch das Feuer vernichtet 
Gegenwärtiger Pfarrherr Johann Hies- 
böck ließ die Kirche eingehend restaurieren 
und durch den Linzer Bildhauer Linzinger 
einen gotischen Hochaltar aufstellen. 
In und an der Kirche befinden sich 
schmucklose Grabsteine. An linker Langseite 
sind eingemauert jene der Pfarrer Georg 
Kubasch (gestorben 1741) und Adam Lang 
(gestorben 1758), an rechter Langseite jener 
der Maria Anna Egger, Pflegerstochter von 
Losensteinleiten, jener des Franz Taver von 
Schartz, Pflegers von Lofensteinleiten (ge 
storben 1745), rechts vom Eingang in die 
Sakristei an der Außenmauer der Kirche 
der Grabstein des Pfarrers Andreas von 
Hochegger (gestorben 1793).
	        
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