Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1917 (1917)

gehen soll oder da bleiben . . . Sag' . . . 
.warum willst nicht meine Bäurin werden? 
Bin ich dir zuwider? Meinst, daß du mich 
kein bißchen gern haben kannst?" 
Weil, weil — weil ich falsch gewesen 
— und — und — dich angelogen hab' 
- schändlich angelogen/' 
Mich angelogen? Wir haben ja vor 
heute keine zehn Worte mitsam- 
men gesprochen." 
„Jüst heute hab' ich dich an 
eben jetzt — doppelt 
|j pj:/.! gelogen 
und dreifach übereinander — und 
p hab' mich alleweil ins Lugennetz 
weiter hineingesponnen ... Ich 
1 müßt' mich mein Lebtag schämen 
i vor dir." 
,/ „Da kenn' ich mich aber jetzt 
' nimmer aus." 
In diesem Augenblicke tat es 
einen starken Krach, die Kastentür 
I«PP ging in Trümmer und daraus her- 
vor stürzte der Vater des Mäd- 
chens. Wutentbrannt griff er nach 
|ffl; dem Arm der Tochter und schrie: 
„Bist du eine dumme Gretl — 
i3p|. will sagen ein mißratenes Kind 
aBEäj . — ein kreuzverdrehtes, verlogenes 
Tuch! Hab' ich dich das gelernt? 
Wr I Hab' ich dir nicht ininrer gepredigt 
ME . die Wahrheit und Aufrichtigkeit in 
Reden und Handlungen? — Hab' 
«jg^l ich dir nicht tausendmal das Sprüch- 
lein vorgesagt: ,Ueb' immer Treu 
und Redlichkeit bis an dein stilles 
, Grab und weiche keinen Finger 
; breit vom rechten Wege ab!' — 
Und jetzt bringst du mich und meine 
4 |' Kindererziehung in Schande vor 
H« Gott und den Menschen." 
8 » „Aber Vater, du hast nur ja 
. selbst ansgetragen, ich soll dich vor 
dem Enzengruber verleugnen." 
„Blimi, blami, Plenten — hast 
, l mich ganz falsch verstanden." 
„Stelzenhofer, lass' einmal 
mich reden", sagte halb lustig der 
WW Enzengruber; „wie kommst denn 
EMh du in den Kasten? Was tust denn 
drinnen? Mäuse fangen?" 
„Ja, ja, das Mädl, das ver 
logene, hat nnch dafür ausgetan. Und gar 
einen Fuchs hat sie ihren Vater.sein lassen. 
Bei mir ist das Lügen nicht der Branch, 
Enzengruber, und ich will dir die platte 
Wahrheit sagen.. Weißt, ich hab' dich von 
„Beileibe, beileibe! Du wärst mir ganz 
recht und gern haben tät' ich dich auch, von 
Herzen gern; aber ich darf nicht, ich darf 
nicht!" schluchzte das Mädchen. 
„Warum darfst nicht?" 
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