Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1917 (1917)

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„Was ist denn das gewesen, Nandl?" 
fragte neugierig der Enzengruber. 
„O, nichts, nichts", erwiderte bestürzt 
das Mädchen; „wir haben so viel Mäuse 
und die vollführen oft einen schrecklichen 
Lärm hinter dem Getäfel." 
„Das ist eher eine Katze gewesen", sagte 
der Bauer; . aber daß wir wieder 
auf unseren Diskurs kommen. Solche Mäd 
chen, wie ich sie gern haben möcht', sind 
dünn gesät. — Weißt, etwas verlang ich 
ganz besonders. Meine Zukünftige muß 
„Deine Geschwister wachsen heran und 
ihr habt nicht mehr alle zu arbeiten; ich 
glaub', der Vater könnt' dich schon entbehren. 
. . . Nandl, setzt sag' mir einmal aufrichtig, 
wenn ich dich fragen tät': Möchtest nicht 
Enzengruberbäuerin werden? — was hät 
test denn für eine Antwort?" 
Das Mädchen wurde leichenblaß und 
starrte ihn wie geistesverwirrt an. 
„Nandl, nrir ist ernst mit der Frage", 
sagte er noch einmal: „willst du mir ein 
liebes, treues Weib werden?" 
Der Hochwürdigste Kerr Wischof Ar. Johannes Maria Hföllner mit dem I'räkaten und den 
Kapitukaren des Stiftes Schkieröach und Professoren des Pelrinnm. 
treu sein wie Gold und aufrichtig, von 
Herzen aufrichtig — sie darf mich niemals 
hinters Licht führen . . . Wenn ich ihr auf 
eine einzige Lüge daraufkam', so tät' ich 
nach bem dritten Aufgebot noch zurücktreten, 
— ja, vor dem Altar tät ich sie stehen lassen, 
wenn ich ihr auf ein Lügl draufkänr." 
Jetzt tvnrde das Mädchen noch röter 
und es zitterte heftig. Eine Zeitlang schwie 
gen beide, dann fragte der Enzengruber 
kurz: „Nandl, hast du noch gar nie ans 
Heiraten gedacht?" 
„Ich? Nein, nein, nein! — Mich braucht 
der Vater notwendig zu Hause", tat das 
Dirndl beinahe ängstlich. 
Jetzt schlug das Dirndl die Hände vor 
das Gesicht und weinte laut auf: „Nein, 
nein, ich kann nicht — ich kann nicht!" 
schrie es jammernd. 
Da vernahm man aus der Stubenecke 
ein zorniges Brummen. 
„Was ist denn jetzt das gewesen, Nandl?" 
tat der Enzengruber fast erschrocken. 
„O, nichts, nichts . . . Ich weiß nicht 
. . . Es tut alleweil so unheimlich heut'.... 
Am End' ist gar ein Fuchs droben in die 
Kammer hereingeschlichen... Ich will 
nachschauen gehen", stotterte das Mädchen. 
„Wart ein bißl, Nandl, und steh' mir 
zuerst Rede, damit ich weiß, ob ich heim
	        
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