Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1917 (1917)

„Nein, nein", der Arbeiter schüttelte 
ernst den Kopf; „ich bleibe Wohl was ich 
bin, denn mit dem Gewinn möchte ich eine 
alte Schuld bezahlen, die nur schon jahrelang 
Schülerwehrschilb in Mauthause«. 
ans dem Herzen liegt. Ich ziehe die innere 
Zufriedenheit einer gefüllten Börse vor!" 
Am Nachmittag zog Hagemann seine 
besten Kleider an und verließ die Stadt. 
Bkit glücklichem Gesichte wanderte er 
zwischen reifen Kornfeldern und frisch- 
grünen Wiesen dahin; dann bog er in einen 
tief ausgefahrenen Feldweg ein, der gerade 
aus auf eine kleine Gruppe schmuckloser 
Häuser und Schuppen zuführte, die ein 
zusammenhängendes Ganzes bildeten. Ohne 
Zweifel wurde hier ein Sägewerk betrieben, 
denn der Geruch frischgeschnittenen Holzes 
drang schon bis zu dem Wanderer herüber, 
und das knirschende, unharmonische Ge 
räusch der arbeitenden - Säge unterbrach 
hin und wieder die Stille des Sommertages. 
Als Hagemann ans dem Grundstücke 
anlangte, warf er einen raschen, prüfenden 
Blick umher. 
Was er sah, schien ihn nicht 
digen, denn seine eben noch frohen 
züge wurden tiefernst. 
Das kleine Sägewerk machte den 
druck des Niederganges. Die Gebäude 
zeigten sich schadhaft und waren wohl lange 
Zeit nicht ausgebessert; die Stämme, die 
des Zerschneidens harrten, waren nur 
gering an Zahl und nachlässig aufgestapelt, 
und aus den Furchen des Erdbodens, die 
früher von schwerbeladenen Karren ge 
graben worden, sproßten hier und dort 
gelbe Grashalme hervor 
Ein Hauch tiefer Niedergeschlagenheit 
lag gleich der Vorahnung des Ruins über 
dem ganzen Anwesen und schien auch ans 
die hier tätigen Menschen übergegriffen 
zu haben; denn sogar die Gesichtszüge des 
alten Knechtes, der soeben mit zwei dürren 
Pferden über den Hof schritt, zeigten sich 
mutlos und bekümmert. 
Als der alte Mann nun aber den Be 
sucher gewahrte, flammte es wie Ueber- 
raschung und kalte Zurückweisung in seinen 
Augen auf. Ohne dessen Gruß zu beachten, 
wollte er finster vorüberschreiten, als Hage 
mann, sich bezwingend, näher trat und ihm 
die Hand auf die Schulter legte. 
„Laß es gut sein, Hannes!" sagte Hage 
mann ruhig, „ich weiß ja, daß du recht tust, 
mir das Willkommen zu verweigern; du 
wirst aber bald erfahren, daß ich ein anderer 
geworden bin, seitdem ich von hier fort 
ging !... Ist Herr Kröger zu Hause?" 
„Er ist oben in seinem Bureau." 
„Arbeitet er allein?" 
„Ja, schon wochenlang. Was sollen wir 
mit fremden Menschen, da unsere Säge
	        
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