Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1915 (1915)

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mich und meine Offiziere keine Unehre sein, 
ihn dorthin zn begleiten", erwiderte der Erz 
herzog und fragte: „Um wieviel Uhr werden 
Hochwürden den Versehgang unternehmen?" 
„Um 7 Uhr, kaiserliche Hoheit!" 
„Gut, ich werde Sie in der Kirche er 
warten und Sie, meine Herren", sich an 
die Tischgesellschaft wendend, „werden sich 
fünf Minuten vor 7 Uhr vor der Kirche 
in Gala einfinden." 
Hatte der greise Feldherr 
einmal im militärischen Im 
perativ gesprochen, dann 
scherzte er nicht. Der Erz 
herzog ordnete weiter an: 
„Die Dienerschaft hat sich 
im Schloßhofe zu versammeln, 
um den Segen zu empfangen. 
Wollen Sie ferner veranlassen, 
daß in aller Frühe die Blatt 
pflanzen ans dem Treibhause 
am Eingang zum Stalle grup 
piert werden, aber die schön 
sten Blumenstöcke. soll man 
in den Raum - der Kranken 
bringen. Dort soll der kleine 
Altar hergerichtet werden, so 
gut wie möglich!" 
Der folgende Morgen 
brach kühl und neblig an; zur 
bestimmten Stunde verließ 
der Priester die Kirche, dicht hinter ihm 
schritt andachtsvoll der Erzherzog. Er, der 
sonst die Einfachheit so liebte, trug heute 
die prächtige Uniform des Hoch- und Deutsch 
meisters mit dem weißen Mantel und alle 
seine Orden. Ihm folgten die Offiziere. 
Der Zug ging durch den Schloßhof, die 
Gärten, an den Oekonomiegebäuden vorbei, 
den Stallungen zu. Das Gesinde schloß sich 
an und so ging's durch den langen Stall. 
Bald war das arme Kämmerlein der Kran 
ken von vielen Kerzen erhellt; es konnte nur 
eine kleine Anzahl der Besucher fassen; die 
übrigen blieben im Stalle bei der offenen 
Türe stehen. Im Augenblicke der Kom 
munion folgten alle Offiziere dem Beispiel 
ihres fürstlichen Herrn und knieten auf das 
Stroh nieder, aus allen Zügen sprach Ehr 
furcht und Ergriffenheit über das Groß 
Kurpark in ZLad KaL bei der Kurmusik. 
Phot. Bregenzer, Linz. 
artige dieses demütigen Glaubensbekennt 
nisses. 
Nach der heiligen Handlung sprach der 
Erzherzog gütige Worte zur armen „Kuh- 
pepi", deren Todesstunde noch von dem 
feierlichen Glanze dieses Augenblickes, der 
Erinnerung an die demütige Huldigung 
eines Habsburgerprinzen vor den: Sakra 
mente verklärt war. 
„Der Mensch ist ein Gesellschaftswesen 
Ist oft zu hören und zu lesen; 
Doch wünschen alle, die so schrei'n, 
Auf Reisen — ein Aupee allein. 
I. Bergmann 
Die Liebe ist die Leiter, worauf wir 
emporklimmen zur Gottähnlichkeit. 
LTphsrrisrnon. 
Die Liebe ist die rechte Sonne für die 
Geisterwelt; ohne sie wäre es auf Grden 
traurig und öde wie in einem Gefängnisse. 
Christoph von Schmid. 
An der Schwelle des Paradieses bleiben 
glücklicherweise alle Leiden, selbst die durch 
Lieblosigkeit verursachten zurück. 
Schiller. 
Lewis Graf wallace.
	        
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