Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1914 (1914)

stilles, angenehmes Wetter begünstigt, war 
der 20. Oktober 1912, an welchem das 
250 kg schwere, 2-5 m hohe Krenz ein 
gesetzt wurde. Nachdem es vom hochwür 
digsten Herrn Bischof im Dome feierlich 
geweiht worden war, wurde es in Pro 
zession von den Steinmetzen über die/Haf 
nerstraße, Baumbach- und Herrenstraße 
zun: Aufzugplatz gebracht und unter den 
weihevollen Klängen des heiligen Kreuz 
liedes, elektrisch, ohne Unfall emporgehoben. 
Als es in die Oeffnung eingesenkt wurde, 
erscholl von der tausendköpfigen Menge 
das Dank- und Preislied: Großer Gott 
wir loben dich. Nun wurde den: zierlichen 
Turm ^ von den Arbeitern des Spengler 
meisters Weichselbaumer das 
schmucke Kupfergewand ange 
paßt. Die Abbildung auf der 
vorderen Seite zeigt die 
das Dach fertig, war auch schon der Kunst 
schlosser Lelaut mit seinem fein und solid 
ausgearbeiteten Firstkamm bereit, um diesen 
am' Dach für „weltewige" Zeiten anzu 
schmieden. Was man vor einigen Jahren 
sich kaum zu hoffen getraut hatte, das war 
nun vollendet, nämlich die Verbindung des 
Turmes durch das Langschiff mit dem seit 
Dezennien einsän: stehenden Hochchvre, 
dem Presbyterium. Nun geht es an das 
Querschiff, von welchem bereits die Hälfte 
gebaut ist. Der Dombaumeister macht uns 
Gruppe aus der Krippe des neuen Domes: Anbetung des Königs Kaspar. 
raten und Ausläufer des Türmchens, die 
man von unten kaun: wahrnimmt. 
Die milde Witterung des vergangenen 
Wintets ermöglichte es, daß das Eisen- 
gerippe des Daches mit seinen hochinteres 
santen, einfachen Verstrebungen aufgestellt 
und im Frühjahr die Bretter- und Dach 
pappe-Verschalung, endlich die Kupferein 
deckung geschehen konnte. Es waren hiezu 
inklusive des Vierungsturmes 19383-70 kg 
Kupfer notwendig, die das hübsche Sümm 
chen von 38.000 K kosteten. Kaum war 
gute Hoffnung, daß das Querschiff 
Jahren vollendet sein könnte, wenn nur 
der leidige Faden nicht ausgeht. Bereits 
war man genötigt, zu einem modernen 
Mittel, nämlich zum Schuldenmachen zu 
greifen. Bekanntermaßen ist hier der An 
fang leicht, aber das Ende schwer. Doch 
die Freunde des Dombaues, die gewiß 
durch den forcierten Bau nicht weniger, 
sondern mehr geworden sind, werden dafür 
sorgen, daß wenigstens keine neuen Schulden 
gemacht werden dürfen. Daß solid gebaut
	        
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