gegen 5 Uhr morgens. Da hatte mein
rücksichtsvoller Gast ausgeschlafen. Er be
gann zunächst Toilette zu machen. Ich hörte
ein taktfestes Klopfen, das mir erst ver
ständlich wurde, als ich Licht machte. Aha!
Der junge Herr reinigte mit der Hinterpfote
sein glänzend schwarzes Fell. Als er meinen
neugierigen Blick bemerkte, drehte er sich
indigniert um, ohne sich in seiner emsigen
Tätigkeit stören zu lassen. Nun machte ich
ihn: klar, daß in der zivilisierten Welt das
Teppich- und Kleiderklopfen erst von 7 Uhr
früh an gestattet sei. Mein kluger Spitz
seufzte über diese Tyrannei, ließ sich aber
eines besseren belehren und breitete seine
Glieder in anmutiger Reihenfolge auf
meinem Bettvorleger aus. — Auch ich
kroch wieder unter die Decke. — Kaum hatte
ich ein Viertelstündchen geruht, da wurde
ich durch den Nimmerruh neuerdings ge
weckt. Rastlos wanderte er im Zimmer hin
und her. Ich entzündete das zwanzigste
Lichtscheit und besah seine Missetaten. -
Was ich nur gedacht im Traum —
Ich sah's, ich roch's — und glaubt' es kaum!
Es war erschreckende Wirklichkeit. Wo
nur? Ich dachte an meine teure, grantige
Frau Hube, an den erst gestern frisch ge
wichsten Boden, an meine Verantwortlich
keit und beseitigte mit viel Papier und
Sinuesabtötung, so gut es ging, die Spuren
seiner Wirksamkeit. Dabei konnte ich mir
nicht versagen, mein Mütchen an dem Böfe-
wicht zu kühlen und schlug ihm die- Zeitung
ein paarmal kräftig um die Ohren.
„Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da leg' ich meine Stirn in Falten" .
dachte der empörte Dulder ' und ver
kroch sich in den hintersten Winkel meines
Zimmers.
Frau Huber, die gestrenge, hörte den
Rummel in meinem Zimmer und da ihr
das zu so früher Stunde höchst ungewöhnlich
und beunruhigend erschien, kam sie als
mutige, energische Frau an meine Türe
klopfen. Ich öffnete. Der Spitz warf sich
mit freudigem Gebell auf sie, zerrte sie
neckisch beim Rock und als sie — die über
die Jahre neckischer Anmut längst hinaus
war, darauf nicht einging, biß er sie im
jugendlichen Uebermut in die dicken Filz
patschen. Sie-war anfangs wie verdonnert
Preßoereins-Kalender 1914.
dagestanden, erst bei den Tätlichkeiten
meines Schützlings kam Leben in sie. Ihre
Blicke wanderten vom Hund zu dem dunklen
Fleck auf dem glänzenden Boden und
zuletzt zu mir, der ich übernächtig, müde und
blaß der Dinge harrte, die nun kommen
würden. Und sie kamen!
„Sö Herr Doktor", schrie sie, „des is a
Infamie von Ihnen. Wolln S' mi frozzeln,
Sö, des hot no kaner probiert. Ich möcht's
Der hl. Josef.
Gemälde in der Karmelitenkirche in Linz.
Jhna a net roten, Sö Hungerleider Sö!
Und daß Sie's wissen, mia zwoa sän firti
mitanand! Verlassen Sö schleunö mei
Wohnung; koan Zins net zahlen und no a
anständige Frau papierln, na — das wer'n
ma seh'n, wer da Straf zahlt. Packen S'
Jhnere sieben Zwetschken z'samm, oba
g'schwind, und wonn i bis z' Mittag mein
rückständigen Zins net hob', geh' i' auf die
Polizei. Und wenn d' Wohnung leer steht,
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