Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1914 (1914)

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Totenschild des G. Neuhauser in Stadellirchen, 
Photon S. H. 
Georg Bernhards Sohn, Georg Ehren 
reich und dessen drei Schwestern, veräußerten 
1638 den Besitz an Anton Eckhard von der 
Thann. In dessen Familienbesitz blieb 
Stadelkirchen bis Josef, einem Enkel Anton 
Eckhards, welcher sowohl Herrschaft als 
Schloß am 25. September 1773 an Heinrich 
Fürst von Auersperg um 74.000 Gulden 
verkaufte. Durch Karl Wilhelm Fürst von 
Auersperg wurde der schöne Besitz zer 
stückelt. Schloß und Brauerei gingen 1808 
und 1818 an die Eheleute Größwang aus 
Steyr über. Der Grundbesitz wurde in 
zehn Lehen geteilt, welche von der Herrschaft 
Losensteinleiten verwaltet und nacheinan 
der an die umliegenden Bauern verkauft 
wurden. 
So schwand Herrschaft und Schloß 
Stadelkirchen. Nur der ausgetrocknete, einst 
„schöne" Wassergraben und einzelne Wirt 
schaftsgebäude, sowie die Schloßschenke geben 
noch Zeugnis von des stattlichen Schlosses 
einstigem Bestand. Unversehrt blieb nur 
die Kirche, welche nach dem Werke Wischers 
„Abbildungen der Burgen und Schlösser 
Oberösterreichs" hart vor der Schloßmauer 
stand. 
In volkstümlicher Gotik gebaut, weist 
das Gotteshaus im schönen Epitaph des 
Georg Neuhauser ein vollendetes Meister 
werk heimatlicher Renaissance-Plastik und 
im Totenschild des Donators ein äußerst 
seltenes Stück bodenständigerKulturgeschichte 
auf. 
Das primi'jiantenmutterl. 
Eine Erzählung aus dem Tirolerleben.. Von Maria Domanig. 
"Ylte zur letzten Stunde konnte es die 
schlichte, einfache Frau nicht glauben, 
daß ihr Sohn wirklich Priester werden sollte. 
Jetzt sieht sie ihn zum erstenmal an den 
Altar treten im schweren, goldgestickten Meß 
kleid. Das Mütterlein birgt den Kopf in 
die rauhen, abgearbeiteten Hände und muß 
an so viele, viele Dinge denken. 
Hätte der Vater den heutigen Tag er 
lebt! — Wie oft haben sie zusammen von 
der Zukunft der Kinder gesprochen, dann 
Nachdruck verboten. 
hatte der schlichte Arbeiter manchmal ge 
sagt: „Ueberlassen wir alles dem Herrgott, 
unser Denken und Forschen nützt doch nichts. 
Aber ein Glück wär's für uns alle, wenn 
einer Geistlicher würde." 
Da kam vor fünfzehn Jahren das Wild 
wasser, brachte Bäume und Steine von den 
Bergen in das Tal und riß Häuser mit sich 
fort, auch ihre kleine Hütte war arg bedroht. 
Die Männer retteten, soweit es möglich war, 
ihr guter, seliger Manu half mit aller Kraft.
	        
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