Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1914 (1914)

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fassen vor. Der Zuzug und mit demselben 
die Glaubensirrung steigerte sich mit jeder 
Predigt, weshalb sich der Gleinker Abt 
Michael II. Raab (1585—1599) veranlaßt 
sah, ihn zu entfernen. Diesen willkommenen 
Anlaß benützte Georg Nenhauser, um den 
protestantischen Erzieher seiner Kinder, Jo 
hann Bahr, als Prediger anzustellen. Nen 
hauser, vollends der Irrlehre verfallen, ge 
stattete, daß die Kinder aus Steyr und Um 
gebung in seiner Schloßkirche 
getauft werden und die Scharen 
aus dieser Stadt und weiterer 
Umgebung dorthin kommen 
konnten, damit selbe „das lau 
tere Wort Gottes" hören konnten. 
Dem Prediger genügte nicht 
mehr das „lautere Wort Gottes", 
sondern er erging sich in den 
ärgsten Schmähungen und Ver 
spottungen des katholischen Meß 
opfers. Hiedurch wurden die noch 
katholischen Insassen der benach 
barten Pfarren Hargelsberg und 
Hofkirchen in der religiösen Be 
tätigung beirrt. In der Kirche 
ließ Neuhauser zwei Altäre 
niederreißen und an Stelle des 
nördlichen sein Epithaph an 
bringen. Ferners nahm er die 
Ornate und Kirchenschlüssel mit 
der Deutung zu sich, daß er 
als Patron der Kirche nach seinem 
Gutdünken verfügen könne, um 
so mehr, als er die vor Jahren 
aufgebaute Kirche auf seinem 
Grunde und aus seinen Mitteln 
erstand. Doch die Aussage war 
größtenteils fälschlich, weswegen 
sich hierüber der Abt bei der 
Landesstelle beschwerte, da nach 
den im Stifte hinterlegten Rechnungsbelegen 
und Aufzeichnungen die Kirche von den 
Gleinker Untertanen und den Pfarrkindern, 
ebenso von freiwilligen Gaben erbaut 
worden war. Abt Michael II. erwirkte nur, 
daß die Schlüsseln dem Gericht übergeben 
wurden. Als der Abt 1599 starb, betrieb 
der Administrator von Gleink, Johann 
Wilhelm Heller, der spätere Abt von Garsten, 
die Angelegenheit. Abt Johann Nikolaus 
Seldt erwirkte erst am 12. Februar 1602 
vom Landeshauptmann Hans Jakob Löbl 
Freiherrn von Greinburg den strengen Be 
fehl, daß Kirche und Ornate zurückzustellen 
sind und der Prädikant Stadelkirchen und 
das Land zu verlassen habe. Da Georg Nen 
hauser zu Linz am 19. März 1593 gestorben 
und dessen Sohn Georg Bernhard Erbe des 
Besitzes war, hatte dieser den Auftrag aus 
zuführen. Später wurde eine Kommission 
nach Stadelkirchen entsandt, welche mit der 
Inneres der Kirche in StadeMrchen. 
Photog. I. H. 
Untersuchung über den Bau beauftragt 
war. Diese brachte zwischen dem Stifte 
Gleink und Georg Bernhard Neuhauser 
einen Ausgleich zustande, mittels welchem 
letzterer den vorgegebenen Patronatsan- 
sprüchen und der Rückzahlung seiner geld 
lichen Beisteuer zum Kirchenbau entsagte, 
wogegen das Kloster von der Forderung auf 
Bezahlung der Gerichtskosten und Rücker 
stattung der von Georg und dessen Sohn durch 
einige Zeiteingezogenen Opfergelder abstand.
	        
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