Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1913 (1913)

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Straße entlang. „Wieviel Uhr ist es?" 
fragte der Herzog. „Ich habe heute Nacht 
Wachedienst." „Jean Viktor ist an Eurer 
Stelle gegangen", erwiderte einer der Sol 
daten. In diesem Augenblicke sah man einen 
Soldaten die Straße dahereilen. „Nun", 
fragte man ihn, als er atemlos stehen blieb. 
„Die Preußen greisen an!" „Erwidern 
wir ihr Gewehrfeuer von der Schanze aus. 
Und die Kameraden?" „Sie kommen. Nur 
der arme Jean Victor" — „Wie," rief der.. 
Herzog angsterfüllt. — „Wurde von einer 
Kugel getötet." 
gehen, um frische Luft zu schöpfen. Trotz 
des Schmutzwetters willigte der Begleiter 
ein; sie schickten ihren Wagen zurück, stülpten 
die Krägen ihrer Pelze auf und schlenderten 
langsam in der Richtung der Magdalenen- 
kirche weiter. Plötzlich rollte der Herzog einen 
Gegenstand, an dem er mit der Fußspitze 
gestoßen, weiter: es war ein großes, schmutz 
besudeltes Stück Brot. Zu seinem Erstaunen 
sah Graf Saulnes, wie sein Freund das 
Stück Brot aufhob, es sorgfältig abputzte 
und es an ausfälliger Stelle auf eine Bank 
der Allee legte. — „Was machst du da? 
Bist du verrückt?" fragte, noch immer ver- 
Bilder aus Oberösterreich: Die Almhütte beim letzten Linzer Volksfest. Ph°t. Schwarz, Linz. 
In einer Winternacht des vergangenen 
Jahres ging der Herzog von Haricourt mit 
seinem Freunde, dem Grafen Saulnes, aus 
dem Klub. Sein Kopf war schwer und so 
schlug er seinem Gefährten vor, zu Fuß zu 
wundert, der Graf. „Lache nicht", erwiderte 
mit leicht zitternder Stimme der Graf. „Was 
ich tue, geschieht in treudankbarer Erinnerung 
an einen armen Menschen, der für mich 
gestorben ist." 
Böses Gewissen. 
Sobald die Sonne inr Untergehen, 
Läßt allgemach der Mond sich sehen, 
Und wenn sie morgens von neuem lacht, 
Hat er sich wieder davongemacht. 
Warum der Mond die Sonne meidet? 
<Lr steht bei ihr tief angekreidet; 
Bekanntlich schuldet er ihr sein Licht 
Seit jeher und — bezahlt es nicht! 
Josef Bergmann
	        
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