Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1912 (1912)

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er wies dabei lachend auf die glänzenden 
Anhängsel am Halse des Fürsten. 
„Es ist gut, meine Freunde", ließ sich 
nunmehr der König vernehmen; „aber bevor 
ich euch dieses Kleinod ausliefere, muß ich 
euch doch erst zeigen, in welcher Weise man 
es gebraucht." 
Und er setzte das Pfeifchen an die Lippen 
und entlockte ihm einen schrillen und lang 
gezogenen Ton. In kurzem nahten sich 
einige Herren des Gefolges der Höhle und 
bald umringten bei hundert Personen den 
bedrohten Monarchen. Dieser aber wendete 
sich zu den verblüfften Banditen und sprach: 
„Auch ich. meine Tapfern, habe einen 
Traum gehabt und ich will ihn euch also- 
gleich mitteilen. Mir träumte, ich sähe 
euch alle noch vor Ablauf einer Stunde am 
Galgen hängen." 
Die Geschichte erzählt uns, daß zu guter 
Letzt nur der Traum Karls in Erfüllung 
gegangen sei. 
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für Beschichte des kstholischen lötefiuemnea. 
it der am Samstag den 6. Mai 1911 
um 10 Uhr vormittags beim „Grünen 
Baum" in Linz abgehaltenen General 
versammlung trat der katholische Preßverein 
in das 40. Jahr seines Bestehens. Das 
„Linzer Volksblatt" enthält über den Ver 
lauf der Versammlung folgenden Bericht: 
„Die Generalversammlung des katholischen 
Preßvereines, welche heute vormittags 10 Uhr 
beim ,Grünen Baum' stattfand, nahm einen 
sehr animierten Verlauf. Den Vorsitz führte 
an Stelle des verhinderten Obmannes Dom 
propst Pinzger der Obmann-Stellvertreter 
Kanonikus Hiegelsperger, welcher den 
im ganzen und großen sehr befriedigenden 
Jahresausweis über die Druckereien verlas. 
Die Versammlung erteilte dem Schriftführer 
und Kassier einstimmig das Absolutorium 
und setzte die Verzinsung der Schuldscheine 
mit 3% fest. Die früheren Revisoren wurden 
wiedergewählt. Der Direktor der Vereins- 
druckereien referierte über den Gang der 
Geschäfte im abgelaufenen Jahre, Kanonikus 
Hiegelsperger dankte den Herren Re 
dakteuren, dem Herrn Landeshauptmann 
und allen Wohltätern des Vereines, Herr 
Realitätenbesitzer Scherzi widmete warme 
Worte der Anerkennung der Tätigkeit des 
Komitees und des Direktors; hierauf schloß 
der Vorsitzende die Versammlung, der unter 
anderen Kanonikus Dr. Mayböck, Msgr. 
Stingeder, Landesrat Dr. Frisch, In 
genieur Hub inner, Offizial Marckhgott 
und Redakteur P o i n t n e r aus Ried bei 
gewohnt hatten. Oberfinanzrat Breuer 
hatte sein Ausbleiben schriftlich entschuldigt, 
Preßvereins-Kalender 1912. 
Konsistorialrat Lorenz sandte ein herzliches 
Begrüßungstelegramm namens der Vereins- 
druckerei Steyr." 
Im weiteren Verlaufe des Jahres 1911 
hatte der katholische Preßverein einen Freuden 
tag zu verzeichnen: Am 28. Juli waren es 
50 Jahre, daß der hochwürdigste Herr Prälat 
Anton P'inzger, infulierter Dompropst 
und Vorstand der Zentralverwaltung des 
Kirchenvermögens in der Diözese Linz, zum 
Priester geweiht wurde. Seine ersten Priester- 
jahre waren von Kränklichkeit heimgesucht; 
als Defizient fand er 1868 Verwendung 
in der bischöflichen Rechnungskanzlei, in 
der er seine eigentliche Lebensarbeit zu 
leisten berufen war. Seine umfassende Sach- 
und Rechtskenntnis in dem weiten Gebiete 
der kirchlichen Besitz- und Rechtsfragen er 
warben ihm das vollste Vertrauen seiner 
Bischöfe, seine Publikationen in der Linzer 
„Theol.-prakt. Quartalschrift" den Ruf einer 
ersten Autorität auf diesem Gebiete. 1883 
erfolgte seine Berufung ins Domkapitel, in 
welchem er bis zur ersten Würde vorrückte. 
In der Sedisvakanz nach Bischof Franz 
Maria stand er als Kapitelvikar an der 
Spitze der Diözesanregierung. Im katho 
lischen Preßverein, im Zentral-Katholiken- 
verein, im oberösterreichischen Volkskredit, 
Seraphischen Liebeswerk für Oesterreich und 
anderen Organisationen des öffentlichen 
Lebens hatte und hat er zum Teil noch 
die leitende Stelle inne. Dompropst Pinzger 
verfügt über eine gewandte Feder und eine 
nie versagende Heiterkeit des Gemütes, die 
namentlich in einer Reihe von Reiseschilde-
	        
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