Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1912 (1912)

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1910 wurde 
in ganz Ober 
österreich des 
großen Bischofs 
100. Geburtstag 
gefeiert. 
Am Palm 
sonntag 1811, 
am 7. April, 
war's, da er 
blickte tief drin 
nen in den Ber 
gen Vorarlbergs, 
im Dorfe Parthenen ein Knäblein das Licht 
der Welt, dessen Name später Millionen von 
Katholiken verehrungswürdig wurde und es 
bleiben wird, so lange die Geschichte die 
Großtaten katholischen Bekennermutes den 
kommenden Geschlechtern erzählen wird. 
Das Taufbuch der Pfarre Gaschurn ver 
zeichnet unter dem 7. April 1811 die an 
dem gleichen Tage durch Pfarrer Omayr 
zu Gaschurn in Montafon erfolgte Taufe 
eines Knäbleins Franz Josefs die Eltern 
seien Johann Christian Rudigier, Bauer zu 
Parthenen Nr. 2 in Montafon, und dessen 
Ehefrau Maria Josefa Tschofnin (Tschofen). 
Der kleine Franz Josef war das jüngste 
von acht Geschwistern. An seiner Wiege 
standen die Sorgen und Entbehrungen eines 
armen Gebirgsbauers in einem weltfernen 
Dorfe, an seinem Sarge trauerte die ganze 
katholische Welt, an seinem Grabe im hohen 
Mariendom e zu Linz opferte am 7. April 1911, 
dem 100 Geburtstage, unser Oberhirte, dem 
er noch selbst die Hände aufgelegt, das heilige 
Opfer, betete mit ihm vertrauensvoll Volk 
und Klerus und dankte dem Allmächtigen, 
daß er so Großes, so Unvergängliches durch 
seinen treuen Bekenner für unser Oberöster- 
reich geschaffen. Der Name Franz Josef 
Rudigier ist und bleibt ein Programm für 
jeden Bischof, für jeden Priester, für jeden 
Katholiken. 
Als am 6. Dezember 1905 die Kirche 
dem Bekennerbischof den Titel „Ehrwürdiger 
Diener Gottes" verlieh, da freute sich mit 
dem Volke auch sein Kaiser und gab der 
Hoffnung Ausdruck, „daß zu Ehren dieses 
hervorragenden Bischofes und in Anerkennung 
seines ausgezeichneten Wirkens die Selig, 
sprechung bis zum Abschlüsse durchgeführt 
werden könne". 
Es traf sich gut, daß des Bischofs 
100. Geburtstag auf den schmerzhaften Frei 
tag fiel. Er hat im Leben viel die schmerz 
hafte Gottesmutter verehrt; zur Zeit der 
großen Verfolgung kniete er lange vor dem 
Bilde der schmerzhaften Mutter am Pöstling- 
berge im innigen Gebete, sterbend noch hatte 
er die letzte Strophe des schmerzhaften Mutter- 
Hymnus „81abat mateif auf den erbleichen 
den Lippen: „Christus, verleihe, wenn ich aus 
diesem Leben scheide, durch die Fürbitte deiner 
Mutter, daß ich die Palme des Sieges erlange." 
„Das ist der Mann, der viel betet für 
das Volk." So steht es am Grabe des 
großen Toten, der nun am Throne des 
Allerhöchsten lebt. Die Hoffnung auf sein 
Gebet gewährt seinem Volke Trost in den 
wilden Stürmen der Zeit. 
Opfer*. 
Nachdruck verboten. 
/Ls ist an einem lauen Sommerabend. 
^ Die Sonne ist schon hinter den Bergen 
versunken, nur die Gipfel leuchten noch in 
einem letzten Schein. Ueber die Täler aber 
breitet die Dämmerung ihre grauen Fittiche. 
Abendfriede und Sonntagstille deckt wie ein 
weites Meer die sonst so lärmvolle Welt. 
Auf der Straße, die am Berghang 
entlang zu jenem Dorf führt, dessen Lichter 
vor dem dunklen Waldrand drüben auf 
leuchten, gehen zwei Wanderer, ein Bursche 
und ein Mädchen. Hand in Hand schreiten 
sie dahin, schweigend in die Abenddämmerung 
hinein. Es sind zwei hochgewachsene, stolze 
Gestalten, das Mädchen nur ein wenig 
kleiner als der Bursche. 
Unfern der ersten Häuser bleiben sie 
stehen.
	        
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