Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1911 (1911)

her. Tausend hinein, das war verlockend! 
Ganz rot wurde der Hochlehner im Gesichte, 
aber zu seiner Ehre sei es gesagt, er war 
ein Mann, der sich nicht gleich durch ein 
paar Worte in seinen Vorsätzen wieder 
wankend machen ließ. 
„Nein, Mitterlehner", sagte er fest, „ich 
gehe nicht mit. Die Zelltaler sind freilich 
unterhaltsame Leute, aber stolz und emp 
findlich sind sie auch, und es hat während 
ihrer Anwesenheit schon öfters schlimme 
Händel gegeben." 
her verantworten könne, und so schwieg er 
auch jetzt und ging geradenwegs in die Küche. 
Dort stand sein Weib und rührte ein 
Tränklein für die jungen Schweine zurecht. 
Sie überließ solche Geschäfte niemals den 
Mägden, weil sie wußte, daß man sich auf ihre 
Genauigkeit in den wenigsten Fällen ganz 
fest verlassen konnte. Ihr Antlitz glühte wie 
Feuer, und nun faßte sie den schweren 
Eimer, um ihn nach dem Stalle zu tragen. 
Doch sieh', wer trat denn da mit schnel 
lem Tritt an ihre Seite und nahm ihr be- 
Bilder aus Vberösterreich: Hverösterrcichischc Mauerirhochzcit in Liekcnan. 
„Oho, was nicht gar! Fürchtest du etwa, 
daß dir einer dein Sonntagshütl vom Kopfe 
schlägt? Bist doch sonst nicht so feig. Geh', 
sag' es lieber offen, daß dir die heutige 
Predigt im Hirn steckt. Meinst wohl, dich 
holt schon der Teufel, wenn du noch ein 
mal an einem Sonntag ins Wirtshaus 
gehst? Nun, meinetwegen, Blödling, du! 
Girre halt wie ein verliebter Tauber um 
dein Weiberl herum. Der Missionär will's 
ja so haben. Gute Unterhaltung dazu", 
höhnte der Mitterlehner und trollte sich 
lachend davon. 
Der Hochlehner war einer, der nicht 
gerne etwas sagte, wenn er ärgerlich war, 
weil er meinte, es rutsche einem dabei immer 
mehr über die Zunge, als was man nach- 
hende das Geschirr aus der Hand? Erstaunt 
sah sich die Trägerin um. Potztausend, das 
war ja gar ihr Mann, den sie schon längst 
über alle Berge glaubte, da er doch sonst an 
Sonntagen nach dem Mittagessen schon 
während des Dankgebetes den Hut vom Nagel 
langte und beim letzten Amen in der Regel 
bereits um die Hausecke verschwunden war. 
Die Bäuerin war gutmütiger Natur 
und sehr zu dankbaren Gefühlen geneigt. 
So trippelte sie auch jetzt ganz glückselig 
hinter ihrem Manne einher, und wie gut 
war seine Anwesenheit, denn im Kuhstalle 
hatte sich die Braune von der Kette losge 
rissen, und diese war von einer Weibsperson 
immer ungemein schwer zur Raison zu 
bringen.
	        
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