Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1910 (1910)

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dargebotene Pfeife und rauchte kurze Zeit 
daraus, um sie sodann dem Eigentümer 
dankend wieder einzuhändigen. 
„Dein Tabak ist wirklich gut", sagte 
er, „aber Köpfe sind Köpfe und wachsen 
nicht wie Feigen auf den Bäumen. Ich gebe 
dir den guten Rat, nimm dich in Zukunft 
besser in acht, die Schergen des Sultans 
haben ihre Augen überall." 
„Ob ich wegen einem Munde voll Rauch 
oder wegen eines leeren Magens sterbe, ist 
Mittlerweile hatte das Schiff den 
Landungsplatz erreicht und es war dunkel 
geworden. Der Soldat sprang an's Land, 
Murad folgte ihm, und als die Beiden eine 
Strecke weit gegangen waren, hielt er den 
Soldaten an und sagte zu ihm: 
„Deine früheren Worte zeigen, daß du 
ein tapferer Mann bist. Du gefällst mir, 
ich lade dich daher ein, in meinem Hause 
eine Pfeife Tabak zu rauchen. An Speisen 
und Getränken soll es dir auch nicht fehlen." 
Jas neue Elektrizitätswerk Stcyrtmrchöruch. 
mir einerlei", entgegnete der Soldat, „aber 
der Tag, wo der Sultan büßen wird, kommt 
sicher, er wird den Weg Sultan Osmannsti 
gehen, so gewiß ich hier sitze" fuhr er weiter, 
indem er auf die Ermordung des Vorgängers 
Murads anspielte. 
„Allah, Allah! Du bist ein Lästerer", 
erwiderte dieser und dachte im Geheimen, 
er soll mit seinem eigenen Pfeifenrohr gepfählt 
werden und fügte dann leise hinzu: „Sprich 
nicht so laut, der Padischah hat lange 
Ohren." 
„Die haben alle Esel", antwortete der 
kecke Soldat. 
Der Soldat blickte dem Sultan einen 
Augenblick ins Gesicht, dann erwiderte er: 
„Herr Freund! Dein Blick gefällt mir 
gar nicht. Ich habe von den Streichen unseres 
Sultans genugsam gehört. Er tötet Menschen 
wie andere die Hunde. Es scheint Honig in 
deiner Rede zu sein, aber Galle in deinen 
Augen. Entweder bist du ein Scherge oder 
der Sultan selbst. Im ersten Falle verdienst 
du einen Strick um den Hals, im letzteren 
aber noch mehr. Nur Schurken könnten 
hungernde Menschen zum Tode locken. Aber 
gleichviel, ob Scherge oder Padischah, du 
sollst haben, was du verdienst."
	        
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