Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1909 (1909)

  
  
  
  
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Allgemeine Jahresweltſchau. 
   
[ MI) iederum ist ein Jahr hinunter- 
)) aeronnen im Strome der Heit. 
It sc w rr 
blick zu machen auf die Ereignisse, die er- 
freulichen und die traurigen, die im abge- 
laufenen Jahre sich abgeſpielt haben. Wohlan! 
Wir besteigen das Zevpelin’ſche Luftſchiff 
und fahren dahin über Land und Meer, um 
zu sehen, was sich Intereſſantes in den 
einzelnen Ländern ereignet hat. 
  
   
    
   
     
     
     
     
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Die portugiesiſche Königsfamilie. 
(König Karl und Kronprinz Philipp von Portugal wurden am 
1. Februar 1908 ermordet.) 
Unser Flug geht zuerſt in die Stadt der ſieben 
Hügel, in das heilige Rom. Dort grüßen wir voll 
Ehrfurcht den Vater der Chriſtenheit, den Prieſter- 
jubilar Papſt Pius X. In voller geiſtiger und 
körperlicher Rüſtigkeit feierte er am 10. September 
1908 sein goldenes Priesterjubiläum. Die ganze 
katholiſche Welt huldigt ihm. Speziell bei uns in 
Oberöſterreich hat ſich ein Damenkomitee, an der 
Spitze Ihre Durchlaucht Fürſtin Starhemberg, 
zur Aufgabe gemacht, Jubiläumsgaben zu ſammeln 
für den heiligen Vater. Es kam eine Menge von 
prächtigen Geſchenken zuſammen, meistens kirchliche 
Gegenstände, Mefßkleider, Kelche und Paramente 
verſchiedener Art, welche der heilige Vater für die 
Missionen bestimmt hat. In Rom fand eine herr- 
liche Ausstellung all dieſer und ſonst von der katho- 
liſchen Welt geſpendeten Gegenstände für die Mission 
  
  
  
beſonders verurteilt Pius XK. in klaren Sätzen den 
Modernismus. Wir ſchulden dem heiligen Vater | 
den größten Dank, daß er dieſe großen Gefahren 
für Kirche und Glauben abgewendet und den falſchen | 
Ansichten die Spitze gebrochen hat. 
In Ftalien gab es, wie es dort ſchon an der | 
Tagesordnung iſt, wieder eine Prieſterhetze. Beſonders 
ſuchte man die religiöſen Ordensgeſellſchaften, welche 
ſich mit der Erziehung der Jugend abgeben, der | 
ärgſten Vergehen gegen die Sittlichkeit zu beſchulden. | 
Dieſe von den Freimaurern inſzenierte Hetze fand 
aber ein ſchmähliches Ende. In den meisten Fällen 
wurden die Beklagten freigeſprochen, die Beſchuldi- | 
gungen hatten sich als boshafte Verleumdungen | 
erwieſen. Pius R. ſah ſich aber doch veranlaßt, den 
Rat zu geben, vorläufig die Pilgerzüge, die anläßlich 
des Jubiläums nach Rom kommen wollten, zu ver- 
ſchieben, ſo daß verhältnismäßig wenig Pilgerzüge 
Y im Jahre 1908 nach Rom zum heiligen Vater 
ekommen ſind. 
Wir besteigen wieder unſer Luftſchiff und fliegen 
us dem ſonnigen Italien über die Alpen in unſer 
ſchönes Heimatland. In der Kaiſerſtadt am blauen 
" Donauſtrand ſind wir Heugen der großartigen 
Feier des diamantenen Regierungs-Jubi- 
] läums Kaiſer Franz Joſef 1. Eine Reihe 
" großer Festlichkeiten fand in Wien statt. Zu dem 
] lieblichsten Teile der glänzenden Jubiläumsfeierlich- 
keiten gehörte die Huld ig u ng der 80.000 Schul- 
kinder, welche dieſelben dem Kaiſer vor dem 
Schloſſe in Schönbrunn darbrachten. Der greiſe 
Fürſt ſprach nach der Huldigung, wo er liebevoll 
mit den Kindern verkehrte, zu Dr. Lueger das ſchöne | 
Wort: „Die Kinder ſind für mich das Schönſte 
und Liebste. Je älter ich werde, deſto mehr liebe 
ich die Kinder“. + Der deutſche Kaiſer Wilh elm l. 
brachte in eigener Perſon mit 10 deutſchen Bundes- | 
fürſten die Huldigung und die Glückwünſche Deutſch- | 
lands dem Jubelmonarchen zum Ausdruck. 
Ueberaus großartig, ein Schauſpiel, das Wien | 
noch nie geſehen hat, war der Kaiſer-Jubiläums- | " 
feſtzug in Wien am 12. Juni. Er beſtand aus | 
2 Teilen: aus einem hiſtoriſchen Feſtzug und | 
aus der Huldigung der Nationen. Es bot ein | 
überaus farbenprächtiges Bild, die verſchiedenen | 
Völker und Nationen des vielſprachigen Oesterreich 
in herrlichen Gruppen vor den Kaiſer hintreten zu | 
ſehen, um dem greiſen, geliebten Landesvater zu 
huldigen. Ganz beſonders hat ſich Oberösterreich 
ausgezeichnet. Ueberaus gefiel die Jagdgruppe aus | 
dem Salzkammergute, wo Se. Majestät bekanntlich 
ſo oft zu jagen pflegt, und die goldene Hochzeit 
eines oberöſterreichiſchen Bauernpaares aus Leonding, | 
der Eheleute Kirchmayr. 
Der viel und mit Recht gefeierte Bürgermeiſter 
Dr. Karl Lueg er von Wien, der wohl gegenwärtig 
weitaus der gefeiertſte Volksmann in Öbſsterreich 
  
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ſtatt. Der heilige Vater fährt fort durch ſeine überaus | eto 
praktiſchen apoſtoliſchen Sendſchreiben und Erläſſe, | 
die religiöſen Irrtümer der Zeit zurückzuweiſen, | 
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