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Die Ruinen der Schauenburg. ..g.uuuu, |
Du Wanderer, der hier vorübergeht;
Was suchst du hier an dieſem wüsten Orte,
Vom Geist der Schwermut düster rings umweht?
(0 tritt nicht ein in die spitzbogige Pforte,
Dort lauſcht sie im zerfall’'nen got’schen Bogen,
In graue Spinnwebſchleier eingehüllt,
In leeren Fensterhöhlen, grün umzogen
Und kauert am gestürzten Wappenschild.
Motto: „Das Betreten der Ruinen
iſt ſtrengſtens unterſagt.“
Und manch ein Gut, das kostbar dir gesſchienen,
Das fest gegründet schien in Ewigkeit, ~ —
Der Sturm des Lebens ließ dir nur Ruinen,
Die schönsten Blüten hat er dir zerſtreut.
0) tritt nicht ein! Laß diese morschen Trümmer,
Die armen Schatten nur von einst'gem Glanz!
Blick’ in die Ferne, sieh’, wie heller Schimmer
Und gold’nes Licht umſäumt der Berge Kranz.
Ruine Schauenburg bei Eferding. (Phot. Karl Schachinger, Cferding).
Hier hält sie Wache bei verſunk'nen Mauern,
Den morschen Resten einſst'ger Herrlichkeit;
Es überſchleicht dein Herz, wie tiefes Trauern:
Schwer fühlst du hier den Flügelſchlag der Zeit.
Und sinnend weileſt du; es nimmt gefangen
Ein leiſes Weh das Herz, die Seele dir. +
Auch dir, wie manches Glück ist dir vergangen,
In Schutt gesunken, gleich den Trümmern tier.
O blick’ nicht hin nach dem verfall'nen Turme,
Der halb geborſten, trotzig sich noch hebt;
Noch stellt er kühn entgegen sich dem Sturme,
Des wilde Kraft vernichtend ihn durchbebt.
ZE
Ja, wie oft liebend weih'’n am teuren Grabe
Die Freunde dem Verklärten einen Uranz,
So schmückt Natur aus ihrer reichen Habe
Selbst diese Trümmer noch mit holdem Glanze
Auch dich, du Haus der Trauer, leiſe hüllen
Dich grünes Moos und duft’ge Zweige. ein, .
Mit einem rosig-zarten Hauch erfüllen
Will dich des Abends letzter Purpurſchein.
Und so verlaß’ ich dichl Einsam und trauernd
Birgst du dich in des Waldes dunklem Schoß.
Mein Herz, es fühlt bei deinem Anblick schauernd |
Das unerbittlich schwere, ird'ſche Los.
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