Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1909 (1909)

  
  
Herr, der du deinen eingebornen Sohn gabſt, 
daß wir gerettet werden, rette den meinen ! 
rette meinen Sohn. Leite ihn, wenn er irrt, 
führe ihn, wenn er im Dunkeln wandelt, 
ſchütze ihn, wenn er ſtrauchelt, halte ihn, 
wenn er fällt. Mein Herr und mein Gott, 
ich habe nichts wie mein Gebet für mein 
Kind, denn ich bin nur eine arme kranke 
Frau, abhängig und unſelbständig, aber du 
biſt alles vom Aufgang bis zum Niedergang, 
du wirst die Tränen der Mutter trocknen 
und ihr Gebet erhören, du wirst meinem 
  
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keine Worte, er hob nur den Blick empor, 
er hob die Arme empor und ſeine bleichen, 
ſtammelnden Lippen fanden nur das eine 
Wort : „Mutter! Mutter!“ = dann brach 
er aufſchluchzend in die Knie und ſeine| 
Stirn ſchlug ſchwer auf die Bretter der 
Diele. ! 
Eine ſanfte Hand richtete ihn auf und 
eine traurige Stimme ſprach leiſe : 
„Kurt, war die Not ſo groß ?Ú“ 
Es war Siebert; ſchon beim ersten 
Geräuſch hatte er den Einbrecher vernommen 
  
  
Zum Besuche der Marine surch unsere Delegierten. 
Die beidenchriſtlich-s0zialen Abgeordneten Hagenhofer und Dr. Schlegel im Gespräche mit zwei Kapitänen. 
Sohne beiſtehen in der Stunde der Gefahr 
und ihn zurückreißken vom Rande des Ab- 
grunds ! Herr, erbarme dich !“ 
Mit vorgebeugtem Kopf und ſtarren: 
Auge hatte der Einbrecher der Stimme ge- 
lauſcht. – Seine Mutter ſprach zu ihm! 
ſeine Mutter, die ſchon zwei Jahre im Grabe 
ruhte, erhob ihre Stimme und flehte Gott 
an für ihr verlorenes Kind, und Gott er- 
hörte ihr Gebet und rettete ihn in der ſchwär- 
zeſten Stunde seines Lebens! Er wußte 
nicht, wie ihm wurde, er glaubte, die Sinne | 
vergingen ihm, er konnte nichts ſagen, nichts 
denken, er wollte auch beten, aber er fand 
  
  
und ſein Tun belauſcht. Er wollte sich auf 
ihn stürzen, ihn dem Gericht übergeben ~ 
Ibex zj Gebet der Mutter wandelte seine 
edanken. 
c »Sprich!“ fuhr er fort, als der Sohn 
wieg. 
Und der Sohn erzählte. ~ ,Vergib 
mir Vater!“ ſchluchzte er, als er geendet. | 
„Vergib du mir,“ ſagte der Vater. 
„Laß uns zuſammen beten, mein Sohn |“ 
„Mit der Mutter!“ sagte Kurt leiſe. | 
Der Alte verstand ihn, er ging in die | 
Kammer und holte das kleine Instrument. | 
„Aus dem Munde der Unmündigen 
  
 
	        
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