Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1908 (1908)

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der Bischof von Fulda Dr. Adalbert Endert. 
Sein Nachfolger wurde Dr.Josef Schmitt. Bald 
darauf, am 16. August, folgte ihm der Bischof von 
Regensburg Dr. Ignatius von Senestrey nach, 
an dessen Stelle der Pasfauer Oberhirte Dr. Anton 
von Heule trat. Für die Diözese Passau wurde 
der bisherige Weihbischof von Regensburg Dr. 
Siegmund Freiherr von Ow ernannt. 
Nun kommen wir zum dritten im Bunde, zu 
Italien. Dieser Staat gibt den Verbündeten viel 
Zu denken. Man ist von seiner Bündnistreue nicht 
so felsenfest überzeugt. Man munkelt, Italien lieb 
äugle mit England und Frankreich. Zu Beginn 
des Monats Juli 1907 aber hieß es: Der Drei 
bund wurde verlängert, da eine Kündigung, welche 
um diese Zeit hätte geschehen müssen, nicht erfolgt 
ist. Der österr. Minister des Aeußeren Freiherr 
von Aehrenthal- reiste sofort zum Besuche des 
Ltal. Ministers des Aeußeren, Tittoni. Die Auf 
nahme und die gegenseitigen Beziehungen ließen 
an Herzlichkeit nichts zu wünschen übrig. Einige 
Monate vorher aber empfing Viktor Emanuel 
den englischen König Eduard von seiner Heim 
reise aus Griechenland ebenso liebenswürdig. Es 
bleibt also abzuwarten, zu welchem Bündnisse 
Italien im Ernstfälle hinüber „schwankt". Be 
zeichnend aber ist, daß für die heurigen Haager 
Friedenskonferenzen England Abrüstungs 
bestrebungen äußert. 
Einzig in seiner Art steht das moderne 
Frankreich da. Das Land, welches einstens als 
das in religiöser Beziehung zu höchst stehende mit 
Recht genannt wurde, ist heute das Opfer einer 
sozialistisch-freimaurerischen Regierung, welche alle 
Künste spielen läßt, um den Katholischen Glauben 
aus den Herzen der friedlichen Bewohner gewalt 
sam herauszureißen. Als am 11. Dezem 
ber 1906 das vom Kultusminister 
Briand geschaffene Trennungs 
gesetz, nach welchem alle kirchlichen 
Güter in das Eigentum des Staates 
oder der Gemeinden übergehen müssen, 
zur Wirklichkeit werden sollte, da er 
reichten die kritischen Tage ihren Höhe 
punkt. Selbstverständlich weigerte sich 
der Klerus zur Herausgabe seiner Güter. 
Das ergrimmte den mächtigen Briand 
samt Anhang derart, daß er mit der 
Ausweisung des Klerus begann. Den 
Anfang machte man mit dem päpstlichen 
Nuntius Msgr. Montagnini; seine 
Papiere wurden beschlagnahmt. Ihm 
folgten Bischöfe und Priester, unter 
anderem der greise Erzbischof Richard 
von Paris. Es mußte jedem fühlenden 
Menschen das Herz brechen, zu sehen, 
wie der Greis, umgeben von seinen 
Getreuen, betend sein Palais verließ, 
als wäre es sein letzter Gang. Aus den 
bischöflichen Seminaren wurden Kasernen 
gemacht, die Kleriker wurden zum größten 
Teile dem Heere eingereiht, die anderen 
in ihre Heimat abgeschoben usw. Papst 
Pius X. legte scharfen Protest ein. Die 
Früchte dieser bösen Saat folgten bald. 
In Südfrankreich tobte vor kurzem der 
Winz er streik, der einer förmlichen 
Revolution glich. Militär wurde aus 
geschickt, um Ruhe zu schaffen, viele aber 
verweigerten den Gehorsam. Das Volk 
beginnt mit dieser Regierung unzufrieden 
zu sein. Das Kabinett Clemenceau 
stand bereis am Sprunge, da aber der 
Führer der Aufständischen, der schon als 
Diktator Südfrankreichs ausgerufen 
wurde, in einer geheimen Audienz bei 
Clemenceau zu Kreuze gekrochen ist, und die Ver 
antwortung des Ministerpräsidenten vor der Kam 
mer die Deputierten eingeschüchtert hat, konnte 
sich das Kabinett noch erhalten. 
Aehnliche kulturkämpferische Gelüste hatte auch 
das Nachbarland Spanien. Zuerst wollte man 
den religiösen Orden an den Leib rücken, wagte 
indes doch nicht den äußersten Schritt. Dann wollte 
man ein Gesetz schaffen, nach welchem die Zivilehe 
ohne das von den Eheleuten abzugebende Religions 
bekenntnis anerkannt werde. Dieses Gesetz wurde 
aufgehoben und mit ihm endeten auch die kultur- 
Lhrendomherr Aarl Grienberger 
Ritter des Franz Iofef-Mrdens, Aonsistorialrat, Pfarrer von Eferding, 
ein überaus verdienstvoller Priester, beging am 28. Juli ]^07 sein
	        
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