Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1908 (1908)

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sie schon ein überirdisches Bild. Jetzt sangen 
die frommen Waller weiter: 
„Gib uns an dem letzten End' 
Das hochheil'ge Sakrament, 
Und nimm sterbend uns're Seelen 
Auf in deine Hand'." 
„Auf in Deine Händ'I" hauchten ein 
paar erkaltende Lippen, und ein armes 
Menschenherz hatte den letzten Schlag getan. 
Das AdvoKaten-Kämmerlein in Linz. 
lieber das Vorhandensein eines solchen 
vi in Linz gibt uns der in Wien am 
6. Februar 1891 verstorbene und im Jahre 
1905 auf dem Zentralfriedhofe in einem 
Ehrengrabe beigesetzte seinerzeitige Sekretär 
des Linzer Museums Regierungsrat Doktor 
Franz Isidor Proschko in seinem „Der 
: oberösterr. Jugendfreund" Linz, Huemers 
Witwe, 1855, folgenden Aufschluß: 
„Das stattlichste Gebäude in Linz (1855) 
ist unstreitig das Schloßgebäude; dasselbe 
j ragt mit seinen festen Mauern weit ins 
Land hinein, und fällt jedem Reisenden, 
der sich der freundlichen Donaustadt nähert, 
zuerst in die Augen. 
Es stand bereits im IX. Jahrhunderte, 
wurde im XII. durch die österreichischen 
Herzoge erweitert,durch den KaiserFriedrichlll. 
und Rudolf II. verschönert, und durch 
letzteren mit einer fast 180 Klafter langen 
Wasserleitung versehen, brannte im Jahre 
1800 am 15. August ab und wurde schöner 
(Nachdruck verboten.) 
(! ?) wieder hergestellt, der ältere Teil da 
von blieb aber in Ruinen. 
Im Hofe dieses kolossalen Gebäudes, 
welches gegenwärtig (1855) dem k. k. Militär 
als befestigtes Kastell dient, befand sich vor 
Jahren noch nächst dem Schwibbogen links 
gegen den Brunnen eine rote Türe zu 
einem Gefängnisse, in welches man die 
„Rechtsverdreher" oder sog. Rabulisten zu 
sperren pstegte. 
Aus dieser Türe sah man das Bild 
eines Bären, der zwischen Bäumen auf den 
Hinterfüßen saß und mit den Vordertatzen 
eine Schüssel in der Schnauze hielt. 
Darunter standen die Worte: 
„Ne noceant, ursos rabidosque eanes, 
abulasque 
Mordaces simili sorterpunire decet.“ 
Zu deutsch: 
„Damit sie nicht schaden, muß man 
Bären, wütende Hunde und bissige Rechts 
verdreher auf gleiche Weise bestrafen." 
I. B. M. 
Die Grundsteinlegung der Kirche der yl. Aarnitie 
(Mit Bild auf Seite 2.) 
Jn Linz fand am 5. Mai durch Se. Exzellenz den 
** Hochwürdigsten Herrn Bischof die Grundstein 
legung der Kirche der hl. Familie statt. Die neue 
Kirche, die in italienischer Renaissance erbaut wird, 
wird der schönste Schmuck der Neustadt werden. 
Getragen von 8 Säulenpaaren, wozu noch zwei 
im Querschiff kommen, hat die ganze Kirche eine 
Länge von 59 Meter. Die Breite des Querschiffes 
beträgt 33 Meter, des Längsschiffes 25 Meter, 
des Mittelschiffes 15 Meter. Im Innern wird die 
Kirche eine Höhe von 19 Meter bekommen. Der 
Fassungsraum der neuen Kirche ohne die Oratorien 
wird zirka 800 Quadratmeter betragen. Das 
Presbyterium, das zur Zeit, wo dieses geschrieben 
wird (Juli), im Bau begriffen ist, sollim Herbste 1907 
seiner Bestimmung übergeben werden. Sobald die 
nötigen Mittel vorhanden sind, soll der 60 Meter 
hohe Turm erbaut werden, dann erst das Schiff 
der Kircke. Dieselbe soll fünf Altäre, jeder mit 
einer Marmormensa, erhalten. Vorgesehen ist auch 
die Unterkellerung der Kirche und die Durchziehung 
mit Kanälen, wegen späterer Heizanlage für die 
Kirche. Ueber der Sakristei wird ein großes Ora 
torium von 70 Quadratmeter Umfang errichtet 
werden, ein kleineres im Turm. Das neue Gottes 
haus wird von allen Seiten zugänglich sein durch 
fünf Eingänge. Mögen die Spenden zu diesem 
unabweisbar notwendigen Kirchenbau recht reich 
lich fließen! (Einzusenden an das Pfarramt 
St. Josef in Linz.)
	        
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