Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1908 (1908)

22 
Die isnabcrt der Uinderbewahranstalt in Eferding, die im Aloifius-Aostüm die 
Fronleichnams-Prozession mitmachten. 
einen katholischen Priester sehen zu wollen; 
der ungläubige Mann hatte mit seinen 
Redensarten den Glauben ihr wegphilo 
sophiert. Und wie glücklich war das junge 
Mädchen in der Jugend gewesen, die sie 
in der treuen Obhut von Schulschwestern 
zugebracht, wo sie einst gelernt, das heiligste 
Herz Jesu zu verehren. Vielleicht, daß es 
um dieser kurzen Gnadenzeit willen noch 
einen Blick des Erbarmens in letzter, höchster 
Not für das arme Menschenkind hatte. 
Nachdem der fremde Geistliche sein 
Abendbrot verzehrt hatte, stand er auf und 
trat grüßend an den benachbarten Tisch. 
Dort erkundigte er sich nach der Adresse 
der Kranken, von welcher er noch erfuhr, 
eine Sterbende, welche in heftiger seelischer 
Erregung den Führer ihrer Jugend un 
erwartet an ihrem Bette sah. Er fand, wie 
in früheren glücklicheren Jahren, gar bald 
das rechte Wort, den Schlüssel zu diesem 
gequälten Menschenherzen, das sich noch in 
letzter Stunde wieder dem lieben Gott zu 
wenden sollte, der ja keinen bereuenden 
Sünder verstoßen kann, weil er eben ein 
Gott der Liebe und Barmherzigkeit ist. 
Nach kurzer Zeit war das Herz in der 
Beichte gereinigt und bald daraus empfing 
die Kranke die heilige Wegzehrung. Es war 
hohe Zeit, denn es ging zu Ende mit der 
jungen Frau, deren erkaltende Lippen noch 
voll demütiger Dankbarkeit flüsterten: „Wie 
daß sie jeden geistlichen Zuspruch verweigere. 
Der Herr erwähnte, daß er ein alter Be 
kannter der Kranken sei und deshalb bei 
seinem kurzen Aufenthalte in der fremden 
Stadt ihr einen Besuch zu machen gedächte. 
Glücklicherweise war die Wohnung der 
Kranken ganz in der Nähe, und schon am 
folgenden Morgen, nachdem der geistliche 
Herr die heilige Messe in einer nahen Kirche 
gelesen hatte, begab er sich zur Kranken. 
Er ließ sich anmelden als ein alter Be 
kannter aus der Heimat, und da er im 
Reiseanzug war, bemerkte auch die Umgebung 
nicht sofort den Geistlichen in ihm. 
„Muß ich Sie so wiederfinden, armes 
Kind?" entfuhr es dem Seelenhirten, der 
ein weit verirrtes Schaf in der Fremde 
entdeckt hatte. Die Kranke war fast schon 
habe ich diese große Gnade verdient?" 
„Sie haben gewiß einst das Herz 
Jesu recht verehrt, das seinen Verehrern 
eine „sichere Zuflucht im Tode" zu sein 
versprochen hat," sagte der geistliche Herr. 
Er setzte kurz darauf seine Reise fort, 
indes sein einstiges Pfarrkind die große 
Reise antreten mußte, die jeder Sterbliche 
allein machen muß. 
Der Segen der guten Tat, zu dessen 
Werkzeug Gottes Fügung den Priester so 
eben gemacht hatte, begleitete ihn lange. 
Durfte er doch ein armes Menschenherz 
vor Verzweiflung retten und ihm in die 
Not seiner letzten Stunde eine frohe Bot 
schaft bringen. 
Auch wir können und sollen zur Rettung 
der Seelen beitragen durch unser Gebet für 
t 
« 
t 
i
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.