Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1908 (1908)

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Haupte des Völkerapostels im Fallen be 
rührt worden sind. Die, ganze Gegend war 
vor kurzem noch ein Sumpf, erst die 
Trappistenmönche haben die Gegend wohn 
bar gemacht durch Anpflanzung von 40.000 
Eukalyptus-Bäumen, so daß das Aroma 
der Bäume die Fiebermiasmen tötet. Auf 
kurze Zeit konnte der Likör, der aus diesen 
Pflanzungen bereitet wird, meinem Leibes 
übel etwas steuern. 
In der Mittagssonne fuhren wir zurück, 
eine Stunde durch Sonne und Staub. Die 
Straßen sind ganz und gar belebt; auch 
die Mütter mit den Säuglingen waren 
vertreten, ohne Scheu die Mutterpflicht er 
füllend. Ganz ermüdet kamen wir gegen 
St. Peter; plötzlich fragt uns der Führer: 
„Wissen denn die Herren, was das oft 
malige 8. ?. Q. R. auf den Häusern be 
deutet?" „Natürlich," sagt ein studierter 
Herr: „Senatus populusque Komanus 1 '. 
„Weit gefehlt," sagt ein Deutscher: „Suppe, 
Pöckelfleisch, Quellwasser und Rindsbraten!" 
„Nein, neix, nein, nein!" behauptet der 
Romkenner: ,.8ono porci questi Komani,“ 
zu deutsch: „Schweine sind diese Römer!" 
Eine helle Lachsalve bestätigte unser Ein 
verständnis. Doch all der äußere Schmutz 
kommt vor Gott wenig in Betracht, wenn 
nur der Seelenschmutz der Sünde nicht bloß 
die Römer, sondern die ganze Menschheit 
so tief erniedrigt hätte, und da findet ein 
mitleidiges Herz eine ganz andere Bedeu 
tung: 8anguine pretioso quos redemisti 
— mit dem kostbaren Blute hast du sie erlöst! 
Alleluja! Der Friede des Campo santo 
umgibt uns wieder und läßt uns ruhen 
bis zur Mittagsstunde um 1 Uhr. 
Aus dem Leben von Llsbeth Dücker. (Nachdruck verboten). 
J Muhig saß ein geistlicher Herr, Pfarrer 
der alten Bischofsstadt N., welcher 
sich auf der Erholungsreise befand, 
abends in einer fernen Stadt am Rhein 
im Hotelgarten, wo er allein sein Abend 
brot zu sich nahm. Ohne es zu beabsichtigen, 
hörte er das Gespräch an einem benachbarten 
Tische an, welches von einigen Herren ziem 
lich laut geführt wurde. 
Es drehte sich um das traurige Schick 
sal eines Mannes, dessen junge Frau dem 
Tode entgegensiechte. Man nannte zufällig 
den Mädchennamen der jungen Frau, wor 
auf der geistliche Herr sich nun absichtlich 
dem Gespräche weiter zuwandte, da er glaubte, 
daß es sich um sein früheres Pfarrkind 
handelte. Das hatte ihm in der Heimat 
stadt vor einigen Jahren schweren Kummer 
bereitet durch die Heirat mit einem glaubens 
losen Menschen. 
Ohne den Segen der Kirche war das 
junge, schöne Mädchen dem Manne in die 
fremde Stadt gefolgt, ohne Aussicht, daß 
die zu erhoffenden Kinder ihren heiligen 
katholischen Glauben erben würden. Die 
Liebe, oder vielmehr die Leidenschaft hatte 
das Mädchen betört, daß es die Stimme 
des Gewissens nicht mehr hörte; sie konnte 
von „chm" nicht mehr lassen, der ihr das 
einzig wahre Glück, den Frieden des Herzens, 
zu rauben im Begriffe stand. Seine blendende 
Künstlernatur, sein schönes Aeußere galt ihr 
mehr als ihrer Seele Seligkeit. Die Ge 
sinnung einer hl. Agnes, welche schon in 
jungen Jahren den'Mittelpunkt ihres Herzens 
in Gott gesunden hatte, war ihr fremd. 
An einen Kampf gegen die verkehrte Richtung 
ihrer Neigung dachte sie im Ernste nicht. 
Und so war es gekommen, wie es eben 
über kurz oder lang kommen mußte; die 
junge Frau fühlte ihr Unglück bald, der 
Rausch war verflogen, die Reue nagte 
beständig. 
Als dann die lange Todeskrankheit ein 
kehrte und das junge Familienglück unter 
grub, da konnte der freidenkende Mann 
seiner Frau kein Halt sein und keinen Trost 
bieten, er hatte sogar nichts, mit dem er 
sie ausrichten konnte. Verzweifelnd lag nun 
das arme Weib, dem Ende schon nahe, ohne
	        
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